THE IMPOSTER/ CHAMELEON

„The Imposter“ ist eine ziemlich solide Dokumentation über den Identitätsdieb Frédéric Bourdin, der sich Mitte der 90er Jahre als Nicholas Barclay, den seit drei Jahren vermissten Sohn einer texanischen Kellnerin ausgab und drei Monate „unentdeckt“ in ihrer Familie lebte. Die wahre Geschichte ist bereits filmisch adaptiert worden:

Der Spielilm macht neugierig auf einen jungen Mann, der laut eigenen Angaben in mehrere hundert verschiedene Identitäten schlüpfte, um so eine kaputte Kindheit mit teilweise kaputteren Kindheiten zu kompensieren. Man weiß halt vorher nicht, in welche Familie man sich begibt… Als er in die Rolle des 16jährigen Nicholas schlüpft, ist er 23. Nach seiner Verurteilung, Haftstrafe, Rückkehr nach Europa hat er nichts Besseres zu tun, als erst einmal erneut in eine neue Identität zu schlüpfen.

Von „The Imposter“, in dem sowohl Bourdin als auch (die überlebenden) Mitglieder von Nicholas´ Familie zur Wort kommen, hatte ich mir Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt von Bourdin versprochen, doch auch wenn er detailliert schildert, wie es zu was kam und was sich daraus entwickelte, dann ist das nicht interessanter als ein Wikipedia-Artikel. (Nichts gegen Wikipedia-Artikel – die sind häufig sehr inspirierend, aber wenn ich -ähem- einen Psychopathen ein menschliches Chamäleon interviewe, dann interessieren mich nicht die Tatschilderungen, sondern dessen Innenwelt. „The Imposter“ wirkt ergänzend zu „The Chameleon“, allein betrachtet ist er nicht das Doku-Meisterwerk, als das er gerühmt wird. Denn, so sorgsam er teilweise die Vorfälle in mit einem talentierten Schauspieler (Adam O´Brian) in nachgespielten Sequenzen nachstellt, und so spannend es ist, den echten Protagonisten zu begegnen – es ist nicht der Film, der meisterlich, verstörend und faszinierend ist, es ist die Geschichte, die ihm zu Grunde liegt.

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