WUT

Die Geschichte von Rehtaeh Parsons macht fassungslos. Der Artikel (http://feministing.com/2013/04/10/rehteah-parsons-is-dead/ ) fokussiert auf den Aspekt einer „Vergewaltigungs-Kultur“. Opfer einer Gang Rape zu werden, ist ein entsetzliches Schicksal. Was ich jedoch viel viel schlimmer finde ist die anschließende Hetzkampage, das Abstempeln des Opfers als „Schlampe“. Von den Folgen einer Vergewaltigung kann man sich bei guter psychologischer Betreuung erholen. Eine mehrmonatige Ächtung und Diffamierung hat weiterreichende Ausmaße. In Rehtaehs Fall führte sie zum Selbstmord. Nicht nur die vier ungestraft davongekommenen Vergewaltiger gehören bestraft. Alle, die sich über die junge Frau lustig gemacht, sie diffamiert und ausgegrenzt haben, gehören als Täter vor Gericht. Alle, die um´s Verrecken in der richtigen Clique sein möchten und es dafür in Kauf nehmen, einen Mitmenschen zu degradieren, sind Täter. Sie gehören bestraft und es muss sich jemand um sie kümmern. Die Auswirkungen von Ausgrenzung, die Hintergründe dafür – das gehört an Schulen gelehrt. Menschliche Umgangsformen und ihre Abarten lernt man nicht nur durch´s Ausprobieren, das kann man auch beigebracht bekommen. Die Pubertät ist eine so hoch sensitive Zeit, dies sollte man ausnutzen um Sensibilität auch im Umgang mit Mitmenschen zu erklären, zu analysieren und bei zu bringen, das ist wichtiger als das verfickte Periodensystem.

Mobbing und Bullying werden oft als Banalität abgestempelt – „Kinder sind so“ oder „da muss man durch, das stärkt den Charakter“. Bullshit. Das ist ein psychologischer, strategischer Gewaltakt, ein Verbechen, das nicht nur zum Tod durch Selbstmord führen kann, sondern zu langfristigen und hartnäckigen psychischen Störungen. Glauben Sie mir, ich weiß das. Es kann Dir den Selbstwert für´s ganze Leben vermasseln. Es kann auch dazu führen, dass das Opfer irgendwann den Spieß umdreht. Mich wundert die Häufung von Schießereien an amerikanischen Schulen nicht im Geringsten. Hätten wir die gleichen Waffengesetze, sähe es hier nicht anders aus. Wenn der Papa nicht gerade Jäger oder im Schützenverein ist muss man halt ne Bombe basteln oder Brand legen oder mit dem Messer auf die Mitschüler losgehen. Columbine, Sandy Hook, aber auch Winnenden. Da sind die Täter Außenseiter, Leute, denen zu verstehen gegeben und eingebleut wurde, dass sie nicht dazu gehören.

Wenn ich Geschichten wie die von Rehtaeh oder von Matthew Shepard höre, dann bereue ich, nicht irgend etwas Pädagogisches studiert zu haben. Sie könnten sich sicher sein, dass ich an Schulen Programme über die Folgen von Bullying und über High School Massaker abhalten würde.

Wenn Sie Kinder haben können Sie sich hier bilden, was Sie tun können, wenn Ihr Kind gemobbt wird. Und auch, ebenso wichtig – wenn Ihr Kind zum Mobber geworden ist:

http://www.thebullyproject.com

Es macht mich so wütend.

4 Gedanken zu „WUT

  1. schneck

    Die Kirschkerntochter (13) ist gerade dabei, in dieses Lebensalter einzutauchen. Dinge wie Aus-, Ein- und Abgrenzung aber auch Solidarität (und – ganz wichtig – auch deren Grenzen) sind gerade hochwichtig in ihrer Klassengemeinschaft. Da fällt mir auch immer wieder dieses altmodische Wort „Kinderstube“ ein, denn ich glaube nicht, dass sich alles an „die Schule“ übertragen lässt. Dort, in der Kirschkernklasse, machen sie das alles jetzt auch zum Thema gemeinsam mit ein paar Lehrern, gottlob.

    Und der oben geschilderte Fall: Ganz grauenhaft! Und wutauslösend. Wie gesagt, vor allem (bei mir) auch gegenüber den jeweiligen Eltern der Täter.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert