ANONYMALIE

Ich komme bei der Urheberrechts-„Diskussion“ nicht mehr mit. Die Aggressivität, mit der „Anonymous“ mittlerweile vorgeht, um gratis an alles zu kommen, was irgendjemand erarbeitet hat, bezahlt oder unbezahlt, ist ekelerregend. Warum schreibt „Anonymous“ nicht mal ein schönes Buch, einen schönen Film, ein Album? Mit allem, was dazu gehört: Talent, Inspiration, Wissen, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Herzblut, Idealismus und Wagemut? Und stellt das dann nach einem oder zwei Jahren Arbeit gratis ins Netz. Und freut sich an der Geiz-ist-geil-Mentalität der Downloader. (Würde natürlich keine Sau interessieren, da keine Verwertungsgesellschaft das tut, wofür die bezahlt wird – Promo – und so ein Produkt gar nicht wahrgenommen werden würde.) Ich habe auch nie die „Fans“ verstanden, die bei Konzerten am Merchandise-Stand die CDs aus den Ansichts-Exemplaren haben mitgehen lassen. Was sind das für Fans, die ihre eigenen Lieblingskünstler bescheißen? Das nächste wird sein, dass sie für einen geklauten Download ihr Geld zurück verlangen, wenn der Film ihnen nicht gefallen hat. Das ist keine Diskussion mehr, weil man mit Irren nicht diskutieren kann.

Indeed diskutierbar: wenn Produzenten ihre Inhalte schneller verfügbar machen würden, hätten Konsumenten die Chance, das Produkt legal zu bekommen (früher sagte man „kaufen“). Je früher es legal online ist, desto einfach reproduzierbar für Anonyme Weiterverbreiter natürlich auch…

NIX ist für umsomst. Sogar sterben kostet. Wer eine Welt will, in der es alles gratis gibt, was er/sie will, soll auch damit rechnen, dass ich in dieser Welt zu ihm/ihr nach Hause komme, ihm oder ihr die Klamotten vom Leib reiße, den Kühlschrank leerfresse und mir Extensions von den Haaren auf seinem/ihrem Kopp mache. Ich schreibe dann aber auch eine Quittung und signiere.

7 Gedanken zu „ANONYMALIE

  1. glamourdick

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    wenn ich das interview höre, fällt mir auf, dass sehr häufig „das war doch nur spass“ oder „das muss man doch nicht ernst nehmen“ fällt. also „anonymous“ is was ganz ganz dolles, aber die trittbrettfahrer… allein der anonymitäts-begriff ist in meinen augen scheiße. ebenfalls anonym und komplett giftig sind doch diese magazin-kommentierer, die kübelweise frustkotze über jedes thema schütten. warum bloß anonym?

    dass das netz eine diskussion erforderlich macht und das gesetze und regeln die neuen gegebenheiten spiegeln müssen ist mir schon klar, und auch ich bin gegen abmahn-abzocke und gema/youtube-nerverei. aber ich habe beim diskutieren gern jemanden gegenüber. und keinen anonymen mit bekloppten aktionen.

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  2. arboretum

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    Es gibt auch eine Adresse. Ihre Domain läuft übrigens gar nicht auf ihren Namen, sondern auf den des Admins, da ist aber dieselbe Anschrift angegeben, vielleicht ein Büro. Julia Schramm Im Bundesvorstand der Piraten-Partei zu sein, macht bestimmt viel Arbeit.

    Nachtrag: Gerade eben gelesen, dass der Admin Ihr Verlobter sei. Ach so. Dann vielleicht doch kein Büro.

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  3. glamourdick

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    aber glauben Sie wirklich, die frau schramm hat sich persönlich die mühe gemacht und die adresse von günther grass, hera lind und till schweiger recherchiert? vielleicht hat sie nur nicht nachgeschaut, was da auf ihrer planke ihrem trittbrett durch die gegend saust.

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  4. arboretum

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    Nein, aber sie vertritt doch diese Position des Soll-alles-kostenlos-sein und Weg-mit-dem-Urheberrecht-und-den-Verwertern.

    Es gibt wohl keinen Piraten, der so hämisch über Künstler redet und schreibt wie Julia Schramm. Selbst diejenigen aus den Funktionsebenen, die sich für eine radikale Reform des Urheberrechts einsetzen und damit viele Künstler und Intellektuelle verängstigen, räumen immerhin noch den Wert geistiger Arbeit ein. Julia Schramm freilich hat den Trick zur Perfektion entwickelt, wann immer sie mit einer ihrer hegelianischen Thesen in die Defensive gerät, sich mit einer anderen These zu radikalisieren – Spackeria-Feminismus-Urheberrecht.

    Offenbar funktioniert das gut. In einem gruseligen Podcast (mit Max Winde) kann sie über den Begriff des „geistigen Eigentums“, den sie für „ekelhaft“ hält, nur lachen. Künstler sind nur „Filter“ für das, was in der Welt ist und allen gehört. Auf die verzweifelten Versuche von Max Winde, klarzustellen, das ein Kunstwerk deshalb ein Kunstwerk sei, weil es etwas Neues sei, das es vorher nicht gegeben habe, sagt sie nur: „Nein, das stimmt nicht.“ (Quelle: FAZ).

    Oder hat sie inzwischen schon wieder ihre Meinung total geändert? Macht sie ja öfter, wie man dort ebenfalls liest. Für ihr eigenes Buch, das im September erscheinen soll, soll sie übrigens einen Vorschuss von mindestens 100.000 Euro bekommen haben. Man muss dazu wissen, dass sie Künstlern vorwirft, nur auf Geld aus zu sein.

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  5. schwadroneuse

    mir hat ein radiobeitrag bei deutschlandradio mit einem interview mit markus bleckedahl dazu sehr gefallen:

    http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2012/05/14/drk_20120514_2314_e002f0a0.mp3

    er erklärt darin, wie ich finde, ziemlich gut ua. die anonymus geschichte.

    der radiobeitrag ist allerdings zweiteilig, es gibt auch noch ein interview mit dem verleger malchow, der die „gegenseite“ vertritt, hier sind beide teile verlinkt:

    http://netzpolitik.org/2012/deutschlandradio-fazit-uber-urheberrechtsdebatte/

    das interview mit dem verleger fand ich aber eigentlich nur nervig, weil der eigentlich nur 1:1 wieder gibt, was auch in dem wir-sind-die-urheber pamphlet steht.

    was mich daran nervt ist: dass diese leute sich offenbar weigern, die argumente der gegenseite wahrzunehmen geschweige denn einfach mal zeitung zu lesen oder gar wikipedia.

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  6. arboretum

    Die Idee mit den Extensions von den Haaren auf dem Kopp der anderen finde ich besonders hübsch, das sollten Sie unbedingt einmal machen. Wissen Sie vielleicht, wo Julia Schramm wohnt? Johannes Ponaders Haare geben ja nicht genug her für Extensions.

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