Das Schreiben ist gerade ein bisschen zum Stillstand gekommen. Hier wegen Buch. Buch wegen Ereignissen. Abdu ist ein Grund. Nachdem ich vor ein paar Monaten mal von LGBTIs las, die im Lager gemobbt wurden, hatte ich angefangen, ebensolchen, Atheismus idealerweise vorausgesetzt, eine Unterkunft zu geben. Und irgendwann festgestellt, dass Härtefälle eben Härtefälle sind, ungeachtet sexueller Orientierung, Religion, Herkunft. Abdu nun ist Moslem, Hetero, Maurer, 23. Und hatte keinerlei Vorbehalt, in einem schwulen Haushalt zwischenstationiert zu werden. Er hatte das Zimmer, bis ein anderer Flüchtling, deutsch, obdachlos, Freund eines engen Freundes einzog. Where do you draw the line? Abdu hat nach wie vor einen Wohnungsschlüssel, um dem Camp, wo er mittlerweile untergebracht ist, zumindest tagsüber zu entkommen. Wenn ich ein paar Tage keinen Kontakt mit ihm habe, merke ich, wie sein Deutsch sich verschlechtert, deshalb unterstütze ich, dass er sich bei mir auf Deutsch Jackie-Chan-Filme anschaut. Weil ich ja nun aber auch mein eigenes Leben weiterlebe, wie gewohnt wäre die falsche Formulierung, ist nun im Arbeitszimmer ein Couchie untergebracht. Der studiert den wunderbaren Studiengang „Liberal Arts and Sciences“ und erlebt hautnah eine Möglichkeit, seinen Studiengang konzeptionell umzusetzen. (Informieren Sie sich über dieses Studium, wenn ich nicht so alt und arm wäre, würde ich es selber angehen.) Am Samstag war ich mit dem Couchie beim Ex-Roomie, Geburtstag feiern, und es war ein Fest, mit anzuschauen, wie sich der wunderhübsche junge Mann (Sohn von Steerpike) integriert und strahlt und leuchtet. Von Abdu kam am Abend eine Voicemail auf Whattsapp: „Glammy. Gute Nacht. Gute Nacht. Auf Arabisch:…“ (Das hab ich nicht verstanden.) Indem ich mir ganz viele Gedanken über andere Leute mache, komme ich kaum dazu, befindlich zu sein, was sich letzte Nacht darin äußerte, dass ich vor lauter Gedanken gar nicht schlafen konnte. Was nun heute dazu führte, dass ich mir frei nahm, um den Schlaf nachzuholen, um dann ein paar Sachen in eigener Angelegenheit zu klären, und danach noch etwas Zeit mit Steerpikes Sohn zu verbringen und Oliver Sacks´ „On the move“ weiter zu lesen. „The – utterly gorgeously wonderful – Boneclocks“ habe ich Young Steerpike geschenkt und mit Grüßen von der Knochenuhr GlamourDick gezeichnet.
Glam, Knochenuhr
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