Stellvertretender Staatsanwalt erfährt vom Mord an einem Mitschüler seines Sohnes Jacob. Schon nach kurzer Zeit gerät Jacob in Verdacht und wird unter Anklage gestellt. Der Staatsanwalt wird vorübergehend suspendiert und versucht, die Unschuld seines Sohnes zu beweisen.
Eine klar strukturierte Geschichte, der man anmerkt, dass der Autor Kenntnisse des amerikanischen Rechts-Systems hat – er hat selber als Staatsanwalt gearbeitet. Was die Kraft des Romans ausmacht ist seine Ausführlichkeit. Die Geschichte entfaltet sich langsam, aber umso effektiver. Als Leser ist man hineingezogen, sowohl in die Katastrophe einer Familie, die unter dem Druck der öffentlichen und gerichtlichen Anklage zu zerbersten droht, als auch in die ausführlichen Passagen der Vernehmung und der Verhandlung. So wie sein Vater wünscht man sich, Jacob wäre unschuldig. Anders als für ihn erschließt sich dem Leser, dass die Überzeugung „Das ist mein Sohn, er kann das nicht getan haben“ möglicherweise eine Wunschbild ist, das ein Vater zum Selbsterhalt und zum Erhalt der Familie benötigt. Psychologisch stimmig, juristisch und kriminologisch realistisch und – trotz dieser schlicht erscheinenden Storyline – erzählerisch überraschend. „Defending Jacob“ nimmt einen mit. So oder so.