VERY PLATINUM

Meine damalige Friseurin, eine transsexuelle mit Salon in Neukoelln, hatte meine natürliche Haarfarbe damals als „dunkelaschblond“ bezeichnet, also, wie Strike es gestern besser auf den Punkt brachte – anthrazit. Ein fades braun, dem der Tick rot fehlt, um es als braun zu bezeichnen. Asche eben, etwas farbloses verbranntes. Den Terminus „blond“ indirekt unterzujubeln (aschblond) war Strategie, um den Prozess zu beschönigen, in dem es galt, aus quasi-schwarzem Haar etwas Marilyneskes zu zaubern. Blondieren in den Tagen, als L´Oréal noch nicht wusste, was ich mir wert bin. Blondieren war nicht nur schmerzhaft für die Kopfhaut, sondern auch insofern unangenehm, als dass ich von den Dämpfen Brechreiz bekam. Das ist nicht schön, wenn man in einem Neukoellner Salon sitzt, oder auch anderswo mit Publikum. Selbst ohne Publikum will man nicht unbedingt brechen.
20 Jahre später ist der Prozess sehr viel angenehmer. Die Pampe stinkt nicht mehr so. Und nach den Farben California, Lichtperlblond und zuletzt Ultrablond haben wir gestern den Durchbruch in der Blondierung eines Anthrazitfarbenen errungen: „Very Platinum“. Das Zeug zieht so rasant, dass man mit dem Auftragen gar nicht so schnell nachkommt. Mitten in der Colorierung stellten wir fest, dass die Ansätze schon blonder waren als die Längen. Und so riskierten wie die Abfackelung des lang gezüchteten Langhaares. Für das optimale Ergebnis, sieht man davon ab, dass das robuste, gesunde Unterhaar die Farbe nicht ganz so gut angenommen hat wie das strapazierte Deckhaar. Beim nächsten Colorierungs-Termin schummele ich dem Strike vielleicht etwas Speed unter, aber egal – es ist ein schönes Ergebnis, und jetzt wissen wir für´s nächste Mal, wie´s geht.

Ein Hoch auf den Strike, der mir während der Einwirkungszeit gegenübersaß und manchmal so einen Blick in den Augen hatte, als sei er Vertreter einer vom Aussterben bedrohten Spezies, sich der Gefährdung seiner Art durch aus bewusst, Auge in Auge mit dem Exterminator.

Ein Gedanke zu „VERY PLATINUM

  1. lucky

    Yep – ich hatte die ganze Zeit Morrisseys „Hairdresser on Fire“ im Hinterkopf. Abgefackelt zu werden in der eigenen Wohnung, kein schöner Gedanke. Wo ich dir doch schon mal den Bart zerfärbt hab…

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