BÄRBEL, HEIKE, PETRA, ABER VOR ALLEM BÄRBEL

Man könnte über den 11. September schreiben, über Las Vegas oder die Wahlen. Aber weil ich gestern Johannes Boulevard Kerner gesehen habe, schreibe ich lieber darüber, denn da saß sie, die ich lange vermisste: Bärbel Friedmann, ehemals Schäfer.
Als ich im Jahre 1999 die schlimmste Trennung meines Lebens durchlebte, tat ich ein paar Tage lang das, was Kate Bush sieben Jahre lang durchgehalten hat: im Bett bleiben und schlechtes Fernsehen sehen. Die Daily Talk Shows rauf und runter. Ich muss gestehen schon nach dem zweiten Tag meine Favoritin gefunden zu haben. Die eine Moderatorin, die Ironie, Zweifel und aufrichtige Bestürzung über ihre verunfallten Gäste (Kandidaten?) mit ins Spiel brachte: Bärbel. Und muss auch gestehen, dass ich schon am dritten Tag meines Daily-Talk-Konsums ein Exposé für ein Buch über Daily Talk angefertigt hatte und wiederum wenige Wochen später im Flugzeug nach Köln saß, auf dem Weg zu Bärbel. Nein, nicht in die Sendung, sondern in die Redaktion, um ihr mein Projekt vorzustellen.
Als sie lebendig vor mir stand, jagte sie mir zunächst einmal Angst ein. Sie ist groß, hat einen wuchtigen Körper und einen funkelnden Blick (aus Eisaugen,) der töten kann, weil er schon viel gesehen hat. Meine Angst erkläre ich im Nachhinein mit dem Aufflammen einer seinerzeit noch schlummernden Sozialphobie, einer übergroßen Befürchtungshaltung fremden (und manchmal vertrauten) Menschen gegenüber, ausgelöst seinerzeit von der brutalen Trennung.
Weil Buchprojekte mit Promis die Tendenz haben sich zu verzögern schrieb ich, auf Bärbel wartend, flugs ein Werk über schwule Beziehung und Trennung, das sich recht erfolgreich verkaufte. Ich traf Bärbel noch einmal in Berlin, aber irgendwie hatte keiner von uns mehr Lust auf ein Buch über Daily Talk. Aber bevor wir uns aus den augen verloren schrieb Bärbel den Klappentext für mein Trennungsbuch, der vielleicht nicht unmaßgeblich am Erfolg des Werkes teilhaben sollte. „Die Liebe ist das einzige Märchen, das nicht mit einem „Es war einmal“ beginnt, sondern endet“.
Jetzt ist Bärbel bei Kerner und stellt einen Roman im Stile von „Sex and the City“ vor. „Pass auf Bärbel,“ möchte ich ihr zurufen, „Prominamen und Romane – das geht nur selten gut!“. Und gleichzeitig sehe ich sie und denke, wer diese Frau zum Freund hat, hat einen Freund für´s Leben. Und ob ihr Buch nun gut läuft oder schlecht – das ist scheißegal. Heike Makatsch war auch da, wird auch immer großartiger. Und eine Tragödie wie die um Petra Schürmann, die aus Trauer über den Tod ihrer Tochter ihre Sprache verloren hat, kann es auch nur in Bayern geben – das hat Ludwigsche Ausmaße! Warum gibt Kerner nicht seinen Stuhl an Bärbel ab? Mit Bärbel würde Petra vielleicht reden. Mit Bärbel würde ich täglich zuschauen. Sogar die Kochsendungen. Und mich um einen Redaktionsjob bewerben. Und dann vielleicht darüber ein Tell-all-Buch schreiben. Zusammen mit Heike?

14 Gedanken zu „BÄRBEL, HEIKE, PETRA, ABER VOR ALLEM BÄRBEL

  1. schroeder

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    Petra kenn ich nicht, da ich Kerner boykottiere… und Heike find ich auch großartig, schon länger. Aber zu Bärbel, ja, zu Bärbel und Glam muss ich sagen, was mein Philosophielehrer nie müde wurde zu wiederholen: „Klappentexte sind Gift!“ *hrhr*… das kam immer so explosiv, eruptiv, gerade so, als würd er selbst Gift und Galle spucken.

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  2. glamourdick

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    @schroeder
    zu petra: am montag kommt ein porträt über sie auf bayern 3. eine rothaarige journalistin hat die verschwiegene ex-miss world begleitet. ich bin sehr gespannt, wie man ein interview mit ihr inszeniert. (filmausschnitte zeigten sie in einer konditorei wo sie enigmatisch auf diveres backwerk deutete – leider sah man nicht, ob die konditoreifachverkäuferin petras stumme gesten entsprechend ihrer wünsche deutete. da will man éclair und gehrt mit ner schrippe nach hause. nicht schön.)
    zu bärbel und mir – ich hab mich seinerzeit sehr über den klappentext gefreut. und könnte mir vorstellen, dass ihr zitat durchaus ein paar bücher verkauft hat. und muss auch meine äußerung betreffs ihres romans revidieren. vorhin war sie bei amazon immerhin schon unter den ersten 500.
    zu kerner – ja, eigentlich kann man den nur boykottieren. ich bleibe auch nur dort hängen, wenn er subversiv-angehauchte damen präsentiert, die sich viel besser selbst präsentieren können (heike, bärbel, nena).

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  3. schroeder

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    Das mit der Ex-World klingt wirklich spannend, im Sinne von dramatisch, beklemmend… aber Montags kann ich nie Fernsehen gucken, da hab ich immer meine Männergruppe zum Abbau latenter Homosexualität .-)

    Und das mit dem Klappentext ist klar. Wer würde so etwas ablehnen? Ich nicht. Ist aber genau, was mein Lehrer meinte… Klappentext hat ein Ziel: Werbung… und Werbung wohl = Gift.

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  4. glamourdick

    REPLY:
    ich bin vor vielen jahren mal wegen latenter homosexualität ausgemustert worden: kein bund und kein zivildienst. ich habe das problem aber auch ohne eine gruppe in den griff bekommen – ich bin schon lange nicht mehr latent und das ist auch wirklich gut so.
    ja – und die petra-story stiftet unglaubliche beklemmung. wobei ich ihre verstummung eher einem schlaganfall zuordnen würde als dem gram. petra ist sowas wie deutschlands jacko was beklemmungsauslösung angeht. wie sang courtney: „i´m miss world… i made my bed i´ll die in it“

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  5. bittersweet choc

    ich mag die schäferin eigentlich auch. das „eigentlich auch“ würde ich streichen, wenn so eine frau nicht mit diesem unfassbaren, widerlichen, getoasteten friedman leben würde. so bleibt ein erheblicher restzweifel an bärbel.

    gerne kann sie die shows von kerner und konsorten alle übernehmen. besser als diese waschlappen ist sie allemal.

    heike: fabulous! bald kriegt sie noch ein „absolutely“ dazu.

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