PERLEN FÜR GLAMOURDICK

„Glämma – ich hojtä särr särr trauriech.“
„Was ist denn los, Katharina?“
Katharina ist heute den ersten Tag bei mir. Sie reinigt gegen Geld meine Wohnung. Nach der ersten beunruhigend langen Stunde, die sie ausschließlich in meinem recht kleinen Bad verbracht hat, liefert sie obiges Statement und ich befürchte schlimme Kritik betreffs meiner Bad-Hygiene.
„Mein Näffä, Sohn von Schwästa, ist sich 19 Jahr. Ich ihm imma gesagt – Rocco, Du musst suchän richtigä Arbajt. Und jetzt, und jetzt? Er ist in Gefängnis für aaacht Jahrä.“
„Oh. Weshalb denn?“
„Russische Mädchän.“
Na super: Ich habe die Russenmafia am Hals.
Nach zwei Stunden (eigentlich war das ihre anvisierte Arbeitszeit) wage ich einen Blick in die Küche. Katharina steht in größtmöglichem Chaos und ich erröte, als ich sehe, das man den Herd zum darunter-Putzen auch einfach in den Raum ziehen kann. Ich frage mich, was sie noch alles abgerückt, umgeschichtet und in die Finger bekommen hat und mein zartes Rosé wechselt übergangslos ins Scharlachne. Katharina ist keine Putzkraft, sie ist eine Organisationstalent, denn auch wenn sie alles umsortiert hat, finde ich doch in den nächsten Tagen zielsicher die gesuchten Gegenstände, weil sie auf einmal an einem logischen Ort verwahrt werden. Spaghetti neben Farfalle, Salz neben Zucker undsoweiter. Selbt die Electric Petra, mein Raclette-Grill, hat ein Zuhause gefunden.
Katharina putzt weitere zwei Stunden und ich erkenne meine Wohnung nicht wieder. Ich öffne Schränke und stelle fst, dass jeder einzelne Gegenstand gereinigt wurde. Ich frage mich, was aus mir beruflich werden könnte, wenn ich ihr auch meinen Computer zum Ordnen überlasse. Nur nach großen Überredungskünsten meinerseits akzeptiert sie eine adäquate Bezahlung sowie ein Trinkgeld. Nie wieder ohne Katharina, denke ich und freue mich schon auf den nächsten Freitag und neue Geschichten aus dem Jugendknast. Nur den Maßbecher habe ich noch nicht wieder gefunden, aber meinen Augenmaß ist ganz okay.

12 Gedanken zu „PERLEN FÜR GLAMOURDICK

  1. glamourdick

    REPLY:
    eine zeit lang habe ich nur produkte gekauft, die frauennamen tragen. bei kaffee und filttertüten war das einfach: gala und melitta. dann entdeckte ich die komplette electric-petra-serie (mein wasserkocher heißt „electric petra cordless“, hat also sogar einen nachnamen) und die putzutensilien von peggy perfect. julia ist die beste billig-frischhaltefolie, die man sich wünschen kann. bei pasta hätte ich fast passen müssen. de niro. aber immerhin. und dann entdeckte ich die lasagne „mamma julia“. ich glaube auch, dass nutella ursprünglich ein frauenname war – so wie erdmuthe.
    tja, so ist selbst shopping bei kaiser´s jedesmal wie „die drei ???“ oder besser: „trixie belden, mädchendetektiv“.

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  2. saoirse

    vergiss bitte nicht, katharina das nächste mal mit einer ständer talking – flasche zu belohnen. dann findest du sie immer, wenn sie sich beim putzen in der wohnung verläuft.

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  3. mcwinkel

    Egal ob Russenmafia oder nicht: Her mit dieser Frau!

    Was zahlen Sie Ihr pro Stunde, wenn ich fragen darf?

    Und wg. des Messbechers: 1 IKEA-Glas=200ml. 🙂

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  4. glamourdick

    REPLY:
    ich trau mich gar nicht, es zu sagen. jetzt steh ich wie ein ausbeuter da: 6 euro.
    gibts was neues mit dem nachwuchs? immer noch stress? ich kann katharina als haushälterin empfehlen. ihr sohn ist nicht auf der schiefen bahn. nur ihr neffe.

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  5. fragmente

    Als ich noch in Berlin wohnte, putze E. aus Polen für mich (7,50 die Stunde). Grandios. Ich gab ihr Freitag morgens die Schlüssel und kam abends in eine blitzblanke Wohnung zurück. Von ihr habe ich übrigens ein wichtiges Element des Putzens gelernt: alle beweglichen Teile rausräumen, staubsaugen, wischen, wieder einräumen, und nicht, wie ich, immer drumrum.

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  6. glamourdick

    REPLY:
    vor k. gab es bei mir a., ebenfalls aus polen. sie putzte gründlich, aber nicht so akribisch wie k. und kassierte 7,50. was eigentlich ein fairer preis ist. aber mit a. gab es aufgrund der sprachbarriere verständigungschwierigkeiten. k.s opa kommt (wie meine oma) aus der ukraine, als sie noch zu österreich-ungarn gehörte. deshalb spricht sie ein ziemlich verständliches deutsch.

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  7. bittersweet choc

    REPLY:
    sechs euro! das ist sklavenhaltung, glam! in hh muss man mindestens (ich wiederhole: mindestens) zehn (!) euro hinlegen.

    electric petra: du hast sachen!

    @mc
    wie praktisch. wieder was dazu gelernt!

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  8. glamourdick

    REPLY:
    der berliner normaltarif liegt bei 7,50. this is not eppendorf sha la la la la. außerdem tippe ich generös, versteht sich von selbst.
    übrigens berichtet herr mc heute von einem 0,33 l ikea-glas. vielleicht darf man ihm nicht immer glauben schenken…

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