MEIN GOTT, JETZT HAT SIE´S VERMASSELT oder STREU DEM GAUL MAL PFEFFER IN DEN ARSCH

Die Geschichte an sich ist ja schon sehr G.B. Shaw, also mysogyn. Staubig. Und frauenfeindlich. Die Musik operettig. Aber aus irgend einem Grund mag man „My fair Lady“, das ist so festgelegt, man kann es sich nicht erklären. Also setzt man sich an einem trüben Nachmittag in den Admiralspalast und will sich von der kleinen Berliner Pflanze um den Finger wickeln lassen. Geht aber nicht. Wegen Staub. Wegen Shaw. Die operettige Musik ist charmant, aber im direkten Vergleich zu Sondheim altertümlich und unoriginell arrangiert. Das Bühnenbild hat man sich so schnell sattgesehen, dass es einen irgendwann geradezu beleidigt. Die Chargen chargieren mit eben solchem Einsatz. Das einzige positive Gefühl, das diese Inszenierung in mir erzeugt ist eine kurze Empathie mit Eliza Dolittle als sie das Lied singt, in dem sie ihren Peiniger Henry Higgins abknallen möchte. Wobei Daniel Morgenroth immerhin noch ein ansehnlicher Higgins ist, was man von der Dolittle-Darstellerin nicht sagen kann. Sie ist so uncharismatisch von der ersten Sekunde an, dass man sich fragt, wie sie den Wandel zur majestätischen Glamour-Diva bloß gewuppt kriegen wird. Vielleicht hat sie, ich weiß es nicht, kann es mir aber nicht vorstellen, denn die zweite Hälfte der Veranstaltung fand vor den restlichen Greisen statt, als wir schon längst im San Nicci saßen und an wohlschmeckenden Cocktails nippten.

Ich hätte den Beitrag übrigens beinahe „My fat Lady“ übertitelt, und so einen billigen Witz über den breiten Arsch der Dolittle-Darstellerin gerissen. Gehörts sich ja aber nicht. Und dennoch: wenn Du Eliza mit einem dicken Mädchen besetzt, dann musst Du schon ganz sicher sein, dass sie´s hat. Hat sie aber nicht. Kein Zip, kein Zing, kein Bing Bang Bong. Sie ist nicht einmal putzig. In ihrem Zusammenhang darf man den Namen der Filmgöttin gar nicht erwähnen, der man – zugegeben – die Stimme geraubt hatte (SACRILEGE!), aber sagen wie es mal so: die Film-Eliza verhält sich zur Berliner Eliza wie Shakepeare zu Krippenspiel. Das merkten sogar die wach gebliebenen Greise, die den Saal mit dem Duft von Tosca und Attends füllten, höflich verhalten applaudierten und sich ins Theater des Westens, ca. 1960 zurücksehnten.

The True Eliza, sogar mit eigener Stimme! Loverly! Bester Darsteller, dies als Nachtrag, war übrigens der musikalische Leiter Adam Benzwi, dem zuzuschauen eine große Freude war. Peter Lund, dem Inszenator, möge man zum nächsten Geburtstag eine große Pfeffermühle schenken. Überhaupt wäre das eine schöne Institution – die Verleihung der alljährlichen Pfeffermühle. Vergessen Sie Felix, Emmy, Oscar, Lola – hier kommt Eliza, die güldene Pfeffermühle für die schlaffste Inszenierung des Jahres.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert