LOVE BRAVELY, BRIEFLY

Auf der Suche nach dem historischen Drag-Foto mit mir in schwarzen Pailletten und Herrn Strike in Goldlamé finde ich aus Versehen das toxische Album. Der Marocco-Urlaub. Und zeige Roomie den Mann von damals. Heute schaue ich noch einmal genauer auf die Bilder. Ja. Er war der schönste Mann, mit dem ich je zusammen war. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wenn ich „schön“ in Bezug auf Männer definieren müsste, würde ich immer noch ihn beschreiben. Und ich liebe das Foto, das uns beide zeigt, wie ich ihm die Haare raufe, und ich, Anfang 30, sehe aus wie 20, höchstens, und das war am Anfang der Beziehung, in seiner Küche, als er mich seinen Freunden vorstellte.

Im Rahmen des Tagebuchvergleichs vor ein paar Wochen, hatte ich das Tagebuch gefunden, in dem der Zeitraum beschrieben ist, in dem ich mich in ihn verliebte und die Beziehung und ihren weiteren Verlauf dokumentierte. Das erste „ich hab Dich so wahnsinnig lieb“, musste ich aufschreiben, weil ich es nicht fassen konnte, dass er es sagt.

Die Marocco-Bilder, da – slippage. Mein Horror vor Menschenansammlungen, da entglitt alles. In stinkigen Bussen neben kotzenden Maroccanern. Ich dachte, wie gut, dass Du jemanden hast, dem Du Dich zeigen kannst, wie Du bist, dann die Feststellung, dass er mich lieber anders hätte, stärker, angstfrei. Und schon war Schluss. Er hat noch einen Satz Fotos von mir, die ich nie gesehen habe. Ich liege auf irgend einem blöden nordafrikanischen Felsen, vermutlich mit dem gleichen bitteren Blick der Erkenntnis, den ich auf den anderen Fotos habe.

Zehn Jahre später ist da immer noch ein Gefühl von Bedauern. Dass ich nicht einmal stark genug war, selbst Schluss zu machen oder etwas für mich zu tun – Therapie. Für uns – reden.

Er war der Schönste. Ist es vermutlich dank seiner Knochenstruktur immer noch. Aber gepasst hat es nicht. „The numb pain of rejection & hurt at the destruction of some sort of idealistic image of true love.“ Schreibt Marilyn. Viele Sätze, die weh tun, in diesem Buch, weil es rohes Seelenmaterial ist.

„Während Menschen mit geringer Sensibilität und Intelligenz dazu neigen, anderen Schaden zuzufügen, neigen Menschen mit großer Sensibilität und Intelligenz dazu, sich selbst Schade zuzufügen“ steht im Vorwort. Ist es so einfach? Ich glaube, nein.

In ihrer nervösen Schönschrift, nicht dem betrunkenen, panischen Gekrakel: „There is nothing to fear but fear itself.“

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