Der Modus heißt „abgrenzen“ und unter ihm fahre ich seit ein paar Wochen, Monaten sehr gut. Abgrenzen darf man nicht mit Verdrängen verwechseln, das könnte fatale Folgen haben, im Abgrenzen ist auch keine Bewegung drin, kein Wegschubsen oder entgegen lehnen. Abgrenzen heißt einfach, schädliche Dinge nicht an sich heran zu lassen, den verletzlichen Teil abschirmen, schützen. Manchmal bedeutet es, Sachen nicht persönlich zu nehmen, auf dem eigenen Schauplatz zu bleiben und keine Spekulationen übers Nachbarcamp zu machen. Ganz natürliche Schutzmechanismen wieder hochfahren, die braucht man. Wenn man sie nicht hat, wird man nieder getrampelt. Ohne Haut steht man ziemlich nackt da, besser also, man legt sich eine zu.
Das ist das Tagesgeschehen und Erleben. Und trotzdem frage ich mich, ob mein Schlafwandeln nicht vielleicht eine Reaktion auf diese Art Selbstkontrolle ist. Dass ich da etwas abspalte, was im Schlaf aktiv wird. Ich habe mein Schlafwandeln schon mal mit einem Zombie-Dasein verglichen. Es hat eine Horror-Komponente. Ich mag mir nicht vorstellen, wie ich aussehe, wenn ich schlafend durch die Wohnung laufe und Möbel rücke, oder wie sich meine Stimme anhört, wenn ich im Schlaf telefoniere. Creeeepy thought. Verstärkt wird das unangenehme Gefühl dadurch, dass man gegen Schlafwandeln so ziemlich gar nichts machen kann, dass es völlig außerhalb des Kontrollierbaren ist, was natürlich nervt, wenn man gerade an der Selbstkontrolle arbeitet. Aber was solls, one more notch on the belt of „the things that make us interesting“.
Und mir fällt ein Tag in den 90ern ein, ein Vormittag in einem Edeka in Neukoelln, und während ich einen Apfel in den Einkaufswagen lege, fängt Laura Brannigan an, zu singen. Das gehört hier im Sinne des Big Picture her, aber Sie müssen nicht versuchen, es zu analysieren.