DREAMTIME

Weil wir ja mal mein Schlafwandeln klären wollen, soll ich jetzt meine Träume erinnern. Das gelingt seltsamerweise immer bei denen, in denen ich jemanden anschreie. Im ersten dieser Art war es eine Lehrerin – Szenario war auch so ein schreckliches Linoleumzimmer, die Lehrerin war eine Traumkreation, die aber auf den Namen meiner Grundschullehrerin horchte.
„Frau Boelscher*. Ich bin nicht gewillt einen Tag länger Ihr Mobbing und Ihres Diskriminierungsstrategien zu akzeptieren. Ihre finsteren und dummen, ja geradezu Kranken Versuche, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ich werde Sie melden. Sie können einpacken, versteh´n Sie? EINPACKEN.“

Frau Boelscher reagierte, indem sie während meiner stark gekürzt wiedergegebenen Tirade pausenlos brabbelte. Ich war noch ganz außer Atem, als ich aufwachte.

Letzte Nacht fand ich mich zunächst in einer kleinen Stadt in der Schweiz, in der noch Schnee lag. Ein freundlicher Fremder hatte mich mitgenommen und in einem Haus mit vielen Menschen untergebracht, die ständig Parties feierten, kochten, aßen. Um die Kaffeemaschine herum, son kleines Espresso-Dings, scharten sich die weiblichen Mitglieder einer italienischen Familie, es war nicht dran zu kommen an einen vernünftigen Kaffee, also ging ich erst mal nackt schwimmen, zog mich an und machte mich auf den Weg in die Stadt, um ein Café zu finden. Fand ich aber nicht. Aber einen kleinen Bauernhof mit angeschlossenem Milch-Laden. Ein alter Bauer, bei dem es sich vielleicht um den lieben Gott handelte, verkaufte mir dann einen Milchkaffee und akzeptierte den Euro als Zahlungsmittel. Er fertigte mir aus Materalien ein to-go-Kaffeetragetäschlein, ich war beeindruckt. Der Kaffee allerdings, war lauwarm und zu schwach. Zurück auf der Party waren dann auf einmal auch Familienmitglieder. Mein Vater war sehr wütend auf mich und ließ es raus, verwandelte sich dann aber in einen entfernten Verwandten, des es gar nicht gibt, mit dem ich mir eine hochkarätige Schreierei lieferte.

Da sind offenbar noch große Reserven alter, weggesteckter Wut, die dafür sorgen, dass ich im Schlaf sehr angespannt bin. Als ich aufwachte jedenfalls, dachte ich an etwas Schönes, und die zweite Hälfte der Nacht verlief sehr viel angenehmer.

*Frau Boelscher, die Echte, war übrigens eine ganz wunderbare und attraktive Person, ich weiß nicht, wie ich ihr das im Traum antun konnte.

2 Gedanken zu „DREAMTIME

  1. walküre

    Geht mir im Moment ähnlich. Nächtlicherweise werfe ich derzeit meiner Mutter verbal alles mögliche an den Kopf, auch mittlere Beschimpfungen manchmal. Immerhin geniere ich mich nicht dafür, zumal die angestaute Wut ja nicht von nichts kommt. Im Leben hätt ich mich nie getraut, solche Dinge zu sagen, denke aber manchmal, dass ich es vielleicht – ohne die Beschimpfungen – sogar hätte tun sollen. Vielleicht wäre aber alles auch nur noch schlimmer geworden dadurch – wer weiß das schon, so im Nachhinein ?

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