HANGING HILL

Nachdem ich monatelang nichts gelesen habe, gestern „Hanging Hill“ in einem Rutsch. Zwischendurch hat Mo Hayder ja immer mal einen Aussetzer („Pig Island“ fällt mir ein, selten so gelangweilt), aber mit „Hanging Hill“ ist sie zurück in Bestform. Die Lebenswege zweier Schwestern, getrennt aufgewachsen und entfremdet, kreuzen sich erneut, als es im Umfeld der Töchter der jüngeren Schwester zu einem Mordfall kommt. Zoe, die ältere Schwester, übernimmt die polizeilichen Ermittlungen.

Es geht in diesem Buch natürlich auch um die Auflösung des Mordfalles, aber im Vordergrund stehen die psychologischen Verstrickungen aller Beteiligter. Hayder hat ein feines Netz gewoben, stimmige, glaubwürdige, aus dem Leben gegriffene Charaktere, die auf den unterschiedlichsten Ebenen miteinander verbunden sind. Sie führt vor, wie Verbrechen nicht aus einer spontanen Idee heraus verübt werden, sondern auf einen Nährboden zurückfallen, den die gesamte Gesellschaft füttert. Ich habe mich beim Lesen oft an die frühen Romane von Barbara Vine erinnert gefühlt, in denen Schuld und Sühne das Haupt-Thema sind. Verbrechen und die Klärung desselben sind das Herzstück eines Thrillers. Die meisten kommen damit schon aus. Hayder kreiert aber den kompletten Organismus um das Herz herum – von den Beweggründe für ein bestimmtes Handeln bis zu den Auswirkungen und Konsequenzen. Großartig und rasend spannend.

Fußnote: Es gibt noch ein weiteres klassisches Vine-Merkmal, aber dazu müsste ich spoilern.

2 Gedanken zu „HANGING HILL

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert