et pourtant je vais monter sur scene

Menschenleere Straßen kennt man ja, aber eine autoleere L-Straße hatte ich in den ca 15 Jahren, die ich hier wohne, noch nicht erlebt. So sieht das in etwa aus:

street

Nach Brötchen und Cola-holen einen wunderbar nostalgischen Nachmittag auf dem Balkon verbracht und in der besten aller Nijinsky-Biographien gelesen. Seit der Märchenwaldszene in ODP ging mir der Faun nicht mehr aus dem Kopf (und fand den Weg an meine Arbeitswand – er sitzt mir auf Augenhöhe gegenüber und ist irgendwie dabei, sowas von. In einem Buch, in dem es letztlich um Musen geht – das haben Sie bis Oktober 13 bitte wieder vergessen – ist er die Muse aller Musen. Er macht einen tollen Job, und ich warte sein Kommando ab, bevor ich mich ans Finale schreiben mache. Er muss einfach nur die Augen aufmachen, dann weiß ich, dass es soweit ist.) Neben Marilyn und Kate war Nijinsky der mein Teenage prägendste Charakter. Unbewusst habe ich viel von ihm in Mr Steerpike einfließen lassen. Und so ein Nachmittag mit Faun ist ja fast so schön wie ein rosa glitzerndes Pony mit frisierbaren Haaren zu treffen. Das passiert einem eben so selten, wie einen Charakter aus einem Buch zu treffen, das man gerade veröffentlicht hat, aber genau dies war es, was dann noch geschah. Es war mir jedenfalls nicht klar, dass Steerpike einen kleinen Bruder hat, der in Berlin lebt und den ich demnächst wohl etwas besser kennenlernen werde.

Dann las ich von der großartigen Pavlova und ihrem New Yorker Gastspiel im Jahr 1917. In einer grandezzomatischen Revue, neben 400 Minstrel-Sängern und einem Eisballett gab sie das „Dornröschen“. Im Lauf der Spielzeit reduzierte sich das Ballett dann auf 18 Minuten runter und ihr schlichtes, klassisches Bakst-Kostüm war bei der letzten Vorstellung dann ein Glitzerfunken-dass-es-Dir-die-Augen-wegsprengt-Bob-Mackie-bevor-es-ihn-gab-Schmackes-Fetzchen, damit es mit den anderen Acts mithalten konnte. Ich sah sie vor mir, greinend, ihre Kostümbildnerin auffordern „Märr Strass, Olga! Es mjuss strallen wie Sonne über Wolga an Tag onne Wolke am Himmäl!“

Und, als ob das nicht alles schon schillernd und schön genug gewesen wäre, dann noch dies:

Das ist für mich mehr als eine Preisverleihung. Das ist ein – wenn-Kate-auf-diese-Bühne-gehen-kann-ganz-nervös-und-dann-so-wunderbar-dabei-ist, dann what the fuck, muss es doch möglich sein, der Monika und Petra und-ich-weiß-nicht-wie-die-von-Kate-heißt, Hildegarde vielleicht, öfter mal in den Arsch zu treten.

Also war das ein Tag, der 1. Mai 2012, an dessen Ende ich gesagt habe, „Lieber Gott, thank you for having me. Und Danke, dass ich in diesem Alter noch first-times erlebe!“

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