There is thunder in our hearts

Erstmal scheitert alles technisch. Bei Frankie der Download aus der Dropbox. Und der Strike stellt fest, dass er seinen Ipod ne Weile nicht synchronisiert hat und Dawn fehlt. Aber ohne kann man schlecht einen Dawn-Walk machen und so geb ich ihm meinen Autoschlüssel und er fährt noch mal heim. Derweil betrachte ich von einer Bank aus das Treiben und Promenadieren am Ufer schräg rechts vor der Brücke, die auf die Insel der Jugend führt. Stramme Jogger mit Magenfalten und einem Ausdruck des Scheiterns im Gesicht. Ein Elektro-Rolli mit einer kleinen Dame mit kessem Hut. Das da müssen Schwestern sein, das sagen ihre Gesichter und ihre Popos mit der eigenartigen Fettverteilung. Rechts neben mir lässt sich ein polnisches Paar nieder. Zwei Jungfamilien treiben ihre Kinder an „Ihr Süßen, kommt, es geht weiter!“ Obwohl die gar nicht den Eindruck machen, als wollen sie ohne Mutti verweilen. Gott, so wäre ich auch als Mutti; ein Kelch, den ich mal nicht in die Hand bekommen habe, Danke Universum. So schenke ich mir einen Frühstückswein in den diamantenen Plastebecher und hab schon leicht einen sitzen, als Frankie anradelt. Als der Strike dann ohne jeden Autounfall gehabt zu haben wiederkehrt und ebenfalls befindet, dass mein Auto zwar höllenhässlich ist, (und vielleicht nur von meiner Hollywood-Schaukel in den ugly-Schatten gestellt wird, die den Titel „Satan´s porch swing“ trägt), aber doll fährt – synchronize rhythm now – pegeln wir unsere Pods und es kann beginnen. Der erste Applaus, der zweite, dann der Donnerapplaus, als Kate die Bühne betritt und mit Lily sind wir zurück, aber auch nicht, weil wir ja jetzt hier sind, in Berlin, nicht da in London, aber das Wetter macht gewaltiges Wolkenschauspiel am Big Sky und wir gehen, treiben, legen uns auf den Boden, steigen empor, werfen die Arme ins All, bekommen sie zurück, murmeln, singen, schreien, tanzen unter sich über uns wundernden aber nichts zu beanstanden Habenden, es ist ein letzter warmer Spätsommersamstag und es ist halt wie es immer ist, wenn man sich per Kate Bush synchronisieren lässt – es ist viel Liebe und Wagemut, Harmonie in Anerkennung alles Schrecklichen, das dieser Planet so für einen übrig hält, man segelt, lodert, man zollt der Großartigkeit des Menschsein in wesentlicher Aberkennung aller schlechten Menschen Tribut. Herzfrequenz. Seelenschönheit. Fragt sich, was Religion nicht begreift, denn so schön sein lässt sie einen nie. Dazu braucht es Poesie, dazu braucht es Melodie. Und dazu braucht es etwas ganz altmodisch Anmutendes, das man als „Güte“ bezeichnet. Wir haben vor ca einem Jahr 6 Stunden mit Kate Bush verbracht. Und was das bedeutet stelle ich erst fest, als mir klar wird, dass die ca 8 Stunden, die ich in den gleichen Hallen wie Madonna und ihren Materialschlachten verbracht habe, keinerlei Spuren hinterlassen haben. Selbst ca 7 Stunden mit John Grant waren ganz wunderbar. Und ich habe auch mal 10 Jahre hauptberuflich bei der Umsetzung von Liebesliedern mitgewirkt. Aber. In diesem meinem einem Menschenleben jedoch, mit diesen wunderbaren Weggefährten zwei Abende lang in die Gedanken- und Gefühlswelt des besten lebenden Menschen auf der Welt (neben dem Dalai Lama) entführt worden zu sein – und sich dort so wohl und erkannt zu fühlen, gleichzeitig vor einigen Mysterien fragend stehen zu bleiben – das ist und war eines der Erlebnisse, die unvergesslich sind und es bleiben werden, das ist der Augenblick, wo einem die Flügel wachsen und man schillernd aufflammt und sich eine Sekunde im Licht zeigt, um sich dann mit schweren Flügelschlägen empor zu schrauben und duftend wie Dahlia Divin auf den Wind zu legen, der einen trägt und gleiten lässt, dahin, wo man in seiner höchsten Essenz existiert, war, wird und bleibt.

Ich muss das Wort profund anwenden. Und das Wort Emotionskathedrale schöpfen. Ich danke dem Universum für Wörter, derer ausreichend gar nicht vorhanden sind. Aber für die, die da sind. Danke.

3 Gedanken zu „There is thunder in our hearts

  1. Heartcore

    Vor ein paar Jahren, es war Frühling-beinahe-Sommer, da hatte ich bei dir von den Walks gelesen. Und ich war sehr verliebt in die Idee und aus dieser Verliebtheit gebar ich ein Mixtape für den einst Geliebten, dass er mit mir zum ersten Mal auf dem Fahrrad zu hören bekam; jeder auf eigenen Rädern, mit eigenen Musikgefäßen. Wir fuhren schnurstracks zum Stadtpark, das Wetter herrlich, und verbrachten dort über eine Stunde in vollkommener Glückseligkeit, durch den riesigen Park fahrend und durch ein Portal im Dschungel landend – Wahrlich einer der schönsten Tage bisher, auch wenn die Liebe welken und in der Hand zu Staub zerfallen sollte, wie vertrocknetes Laub unter den Schuhen.

    Und trotzdem erinnere ich mich gerne an diese eine Stunde und dreiundvierzig Sekunden zurück. Und das alles nur deinetwegen! <3

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