Für Saison habe ich mich bislang ganz passabel gehalten, dazu noch viel Bewegung und frische Luft dank Lana und dann – zack – schießt es mich doch ab. Erkältung. Offenbar zuviel Kontakt mit Menschen. Die Tatsache, dass ich ein Radiator bin und soviel Hitze abstrahle, dass ich mich unverletzlich fühle – just an illusion. Schwitzend durch die Kälte ist wohl doch keine gute Idee, mein Immunsystem ist kein powder keg, giving off sparks, sondern jetzt doch Opfer eines banalen Virus.
Gestern Abend so ein Scheitern-Gefühl, erkältet im Nieselregen unterwegs mit dem Hund, der Sitz Platz Küsschen und High Five 1A beherrscht, aber an Straßenkreuzungen nicht warten möchte und nicht neben dem Auto sitzen bleibt, während ich Einkäufe auslade, sondern den es auf die Straße zieht, ungeachtet der Autos. Sie ist es nicht gewohnt, meist hat sie zwei Leute, die sich um sie kümmern, und wenn sie mit einem allein unterwegs ist, dann ist der 100% auf sie eingestellt. I love her dearly, aber diesen Service kann ich nicht bieten. Ein eigener Hund müsste sich in mein Leben einpassen, nicht ich mich in seines. Aber die Süße ist nicht meine und ich habe keine Erziehungsberechtigung und ich klinge auch nur so leidig wegen des blöden Hustens und Schniefens und nicht wegen ein paar Tagen an der frischen Luft.
Die D. sagt, ich soll ein Angst-Buch schreiben, das würde laufen. (Das hatte ja auch schon der Erst-Lektor meiner allerersten Veröffentlichung angedeutet.) Der Psychiater erzählt von einem Foto, das Simmel zeigt, oder lass es Konsalik gewesen sein, im Monaco-Apartment, overlooking the ocean. Jetzt weiß ich nicht, ob ich die Welt verzerrt sehe oder die anderen. Wie erklären, dass ich für den nächsten Roman im deutschsprachigen Raum kein Publikum sehe und für das Angst-Buch keine Kraft habe? „In der Saison will ich mir nicht noch zusätzlichen Druck auferlegen“ erzähle ich dem Psychiater und der stimmt mir zu. Teilweise richtig, aber ich spüre, dass es nicht allein Mangel an Kreativität ist, der mir zu schaffen macht, sondern die schiere Überforderung, nach so langer Zeit einmal wieder wissenschaftlich zu arbeiten. Ich könnte doch so Hilde-Marlene-mäßig sagen read my blog. Und möchte ich ein Buch dieser Angelegenheit widmen, die mich so schon viel zu sehr belastet? Denn trotz Medikamenten ist die Angst vor der Angst ein Thema, das mich jeden Tag Dutzende von Malen befasst. Ein middle age man, der mehr an Angst als an Sex denkt. In jeder Situation, die früher Anlass zur Attacke gewesen wäre, bin ich mir bewusst, dass es pure Chemie ist, die mich da hindurchträgt. Die beschissene Angst ist nach wie vor Lebensthema. Cesspool. „Und wir haben ja jeden Anlass, uns zu fürchten, schau nur, wie das Leben mit einem umgeht!“ Hat sie recht.
Und was ist das überhaupt für eine Welt, in der ich an der Tankstelle Pizzabrötchen, Sonnenbrillen und die französische Vogue bekomme aber keine Parkscheibe oder Neon-Weste? Hä?!
Dabei bin ich mir sicher, daß Ihnen Neonweste und Parkscheibe verdammt gut stehen würden.
Ick seh jetzt erst die Metapher.