THE PERKS, THE MOVIE

Die ersten Minuten im Kino das übliche Dilemma eines Filmliebhabers, der Kinos hasst. Ich kann mich nicht auf den Film einlassen, weil der Gestank von Popcorn und das Geräusch, das dieses beim Mampfen verursacht, mir Herzrasen verursacht. Verstärkt wird dieses dann noch von der gewisperten Turtelei eines Pärchens in der Reihe hinter mir. Ich krame in meiner Tasche, um Blinkis* nach ihnen zu werfen, aber die Tasche ist überfüllt und ich werde nicht fündig. Nachdem ich zehn Minuten lang die innere Wut hochgeschaukelt habe, wende ich mich um und sage in voller Lautsärke „Could you please shut the fuck up?“, worauf ich ein „Could you please stay calm?“ ernte, aber den gewünschten Effekt erziele – sie halten fortan die Fresse.

Und dann rutschte ich sofort in den Film hinein, machte aber auch ständig Abgleich mit der literarischen Vorlage, was zu Folge hatte, dass ein feines Netz Distanz mich einsponn und ich nicht so emotional erwischt wurde wie beim Buch, nach dessen Lektüre ich einen Weinkrampf der Extraklasse bekam – der zog sich stundenlang hin, weil ich mich wohl kaum mehr in einem Buch erwischt habe, als in „The perks of being a wallflower“. Bzw das Kind in mir in den ersten Wochen nach dem Selbstmordversuch mit 14. Trotzdem ist weder das Buch, noch der Film eine Teenager-Tragödie, sondern eine feine, weise Coming-of-Age-Geschichte, in der es um „it gets better“ geht. Und wir folgen dem Protagonisten Charlie bei diesem Prozess. Charlie ist mit Logan Lerman perfekt besetzt. Er ist einfach nur echt. Er erinnert ein bisschen an Jake G. als Donnie Darko. Die zweite perfekt besetzte Rolle ist die des Patrick, dargestellt von Ezra Miller. Den höheren Bekanntheitsgrad hat wohl Emma Watson, die ihren Job ganz ordentlich machte, mich aber nicht vom Stuhl riss. Natürlich hätte ich ihre Rolle lieber mit Kaya Scodelario besetzt gesehen, oder auch ihrer Skins-Kollegin Hannah Murray. Sei´s drum. Sie schadet dem Film nicht. Ich freu mich auf den DVD-Release, um ihn ohne Netz zu sehen. Und Kino wirklich nur noch, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, was hier ganz klar der Fall war.

*Blinkis sind so kleine TicTacs für türkische und polnische Mädchen mit kunstvoll gestalteten Nägeln. Sie sind zuckerfrei, schmecken nach Fruchtaroma und sind in einer ganz entzückenden Blechkiste verpackt, auf der ein echter Diamant prangt. Die kriegen sie mit ein wenig Glück für 99 Cent – Diamant inklusive! – bei den Sonderwaren an der Penny-Kasse. (Nicht allerdings im Penny, Reichenberger – dort habe ich die Bestände aufgekauft.)

9 Gedanken zu „THE PERKS, THE MOVIE

  1. ratzefatze

    „weil der Gestank von Popcorn und das Geräusch, das dieses beim Mampfen verursacht, mir Herzrasen verursacht. Verstärkt wird dieses dann noch von der gewisperten Turtelei eines Pärchens in der Reihe hinter mir.“

    …fürn Aggro Psycho bitte?!

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