DU BIS IN DER TAT GUT, SEHR GUT SOGAR.

Im Schlafzimmer lief sie laut, ich saß im Arbeitszimmer. Das ist nicht fair, merke ich, als ich feststelle, dass mir die Platte nicht gefällt. Also die fetten Hipster-Kopfhörer auf und raus.
„Das ist nicht alles“, die Single-Auskopplung ist nicht schlecht, aber nicht das stärkste Lied, keine Ahnung, wieso das die Promo für dieses Album werden konnte. Immerhin ein süßes Video und die einzige deutsche Popgröße sieht aus wie Zucker und wackelt mit dem Po. Was bei Madonna peinlich ist, ist hier einfach gut, weil einfach Nena.
„Schmetterling“ erinnert an Nenas Kinderliedausflüge, gemischt mit fettem Deutschrock. Ich bin zwiegespalten. Aber schlecht ist es nicht.
„Lied Nummer Eins“ hat eine Dringlichkeit, die sehr zeitgemäß ist.
„Im Reich meiner Mitte“ ist das erste Highlight. Hat das Zeug zum neuen Lieblingslied.
„Freiheit“, traurig schön und dann kommt das erste echte Lieblingslied.
„Besser geht´s nicht“! Beautiful. Erinnert ein bisschen an The Cure. Nena at her best. Ihr gelingt es sogar das Wort „wasserlöslich“ in einem Lied unterzubringen, some things are inevitable…
Dann ein weiteres Lieblingslied, „Ich hör mir zu“, aber ich wundere mich ein bisschen, hat sie vergessen, dass sie das schon auf der „Chokmah“ hatte? Es ist natürlich ein bisschen zeitgemäßer arrangiert. Unkaputtbar herrlich.
„Wo ist mein Zuhause?“ Man muss ihre Philosophie schon mögen, aber ich mag sie. Das schimmert bei vielen der neuen Lieder durch.
„Goldene Zeit Goldenes Land“ – blöder Titel, bisschen beknackte Lyrics – Atlantis kommt ins Spiel – aber musikalisch angetechnot – nett.
„Solange Du Dir Sorgen machst“ sollte auf Schulradios in allen deutschsprachigen Ländern Pflichtprogramm werden. Love it.
„Lautlos“, sehr zart und poetisch – schön.
„Ich hab dich verloren“ – ein weiterer Hit. Love love love it. Die Phrasierung – einzigartig, dem Song dienlich. Perfektion.
„Deine Flügel brechen nicht“: wenn der Kerl singt muss ich kotzen, weil es so Söhne Mannheim ist, sorry.
„Frieden“ könnte ein peinlicher Auschrutscher sein, aber sie kriegt´s gewuppt. Es ist rhythmisch eine Enya-Weltretter-Hymne, aber da sie ihre Stimme ja immer als nebensächlich und teilnahmslos einsetzt (the law of pop) funktioniert´s.
Der dritte Hit: „Du bist gut“. Ultimativ Nena in der Reduktion auf schlichte Wahrheiten. „Alles, was ich nicht ändern kann, dass lass ich wie es ist, denn alles was ich nicht ändern kann ist gut so, wie es ist. Du bist gut!“ Bist Du, Schatz.

Bei den Bonus-Tracks sehr schöne Fassungen von „Willst du mit mir gehen“ und „Liebe ist“. Zum Schluss dann leider nochmal der Sohn Mannheims, bei dem es sich vermutlich um den Sohn Nenas handelt, dem ich dringend anrate, weniger mit Xavier Naidoo abzuhängen. die Stimme ist schön, aber der Duktus nicht sehr individuell. (P.S.: Deluxe-Version, aber kein Digi-Booklet? Hm.)

Alles in allem: ich hör sie rauf und runter. Danke, Deutschlands Superstar.

Nena macht aber nicht nur schöne Musik, sondern auch schöne Kinder:


NENA — Das ist nicht alles – MyVideo

(Der langhaarige Blonde und die Lockige mit der rausgewachsenen Blondierung. Und apropos Haare. Normalerweise sind Nena-Platten schwach, wenn sie kurze Haare hat. Diesmal nicht.

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