Tilda Swinton hat das in ihrer Eröffnungsrede der Bowie-Ausstellung in London sehr schön auf den Punkt gebracht. Was in den vergangenen Wochen geschah, das ist herzerwärmend schön: Dass ein 66jähriger Mann nach 10jähriger Pause ein Album veröffentlicht und eine Welle an Begeisterungsäußerungen und Reminszenzen losbricht. Dass ein Star, der ups and downs hatte, der manchmal die Bodenhaftung verloren hat (und ich beziehe mich jetzt einfach mal nur auf die Musik und lasse Privat-Bowie und Star-Bowie ganz außen vor), dass der mit einer kleinen Vorwelle, einem zarten Lied über Berlin aufersteht und mit einem weiteren Lied (und dem gigantisch genialen Kurzfilm dazu) auf einmal über uns hereinbricht wie ein Tsunami, uns mit- und wegreißt in einem Maße, das nicht abzusehen war. Dass ein Künstler mit diesem Status und ein Musiker und Dichter dieser Brillianz, ein Mann der in 6 Dekaden Kunst geschaffen hat, eine Relevanz an den Tag legt und ein Album präsentiert, das gleichzeitig zeitgemäß und doch Total-unique-Bowie ist. Einfach nur Hut ab. Das Schönste – das spricht nicht nur für Bowie, das spricht für alle Bowie-Fans.
Ich schreibe keine Rezension zu „The Next Day“ – das können andere besser. Kaufen Sie sich den Rolling Stone oder Uncut. Mir reicht es völlig, diese Musik jeden Tag zu hören. Ich schreib auch nicht meine Bowie-History, das ist schon geschehen; was mich über diesen Schneemärz rettet ist Musik. Und wenn mich jemand fragt, welches mein liebstes aller Bowie-Lieder ist – eine ungerechte Frage bei diesem Lebenswerk, es ist als würde man mich fragen, welches mein Lieblingsfilm sei, wenn man mich fragen würde, dann würde ich aus meiner akuten Begeisterung „The Stars are out“ sagen. Und DAS ist das wunderschöne an Bowies Wiederkehr, dass er mit einem so wichtigen, perfekten, pointierten und erzmusikalischen Album kommt. Danke, David Bowie.
Encore:
David Bowie – The Stars Are Out Tonight von Flixgr