„The Day of the Locust“, die letzten zehn Minuten. Also die, in denen Donald Sutherland beidbeinig auf einem Kind auf und abspringt, bis es endlich endlich tot ist. Ich fertig, entsetzt, verschmerzt (warum hab ich mir diese Film geholt, fuckit, warum nicht irgendwas mit Brittany Murphy???). Das Telfon klingelt
„Chrä chä. Glammchen, sind Sie das?“
„Ingrid!“
Und dann ein Gespräch ob es überhaupt noch lohnt Platten zu machen, wenn doch heutzutage Musikgeld nur noch über Werbung Synch Rights blabla shit fuck over over läuft.
Ich merke schon während wir reden, dass ich heulen möchte, aber das tue ich seit gestern eh ständig. Die Therapie, die darauf folgenden Alpträume seit drei Wochen, die Unlust, mit Freunden darüber zu reden, die Unfähigkeit, ans Telefon zu gehen. Und ausgerechnet bei Ingrids Anruf bin ich. Drangegangen. Obwohl gerade Donald Sutherland ein Kind zerstampfte und Ingrids Nummer gar nicht mehr gespeichert also unsichtbar war.
„Was machen Sie denn jetzt?“
„Ach, das will ich gar nicht sagen.“
„Es gibt nichts wofür man sich schämen müsste.“ (Sie hat „Deep Throat“ synchronisert, aber das ist etwas ganz anderes.)
„Ich bin wieder da, wo ich vor 15 Jahren angefangen habe.“ (Das ist schon seltsam.) „Ich verkauf Theaterkarten. Und schreibe. Nach wie vor.“
„Es gibt nichts wofür man sich schämen müsste. Und Jean Jacques hat Ihren Brief an uns damals geadelt! Diese Verwendung von drei Sprachen undsoweiter…ach.“
Und irgendwie nähern wir uns, das Telefonat halbwegs würdevoll zu beenden und ich denke an den Abschleppwagen an die Ostsee, an Berlin 1998 (sie streichelt meinen Schal und begutachtet zwiegespalten meinen Tierarzt), die Autofahrten, die irgendwie immer um die Siegessäule gingen, und Paris anderthalb Jahr später (schwarzer Kaffee, Vodka und Marilyn im Botschafts1/4, den Scheck von ihr, für das Daniel Schmid-Buch, den ich nie eingelöst habe, der immer noch an meinem Arbeitsplatz hängt, mit ihrer Unterschrift, weil ordinäre Autogramme fand ich immer schon Scheiße, aber wenn der Name auf nem Scheck steht ist es was anderes, und die ganzen Telefonate, Ordensverleihungen, Konzerte, Stillen, Anbrüllereien, Vorwürfe und Entschuldigungen danach. („Ich rufe jetzt NICHT an, um mich zu entschuldigen. Aber es tut mir Leid, Glammchen.“ Klack.)
„Sie werden es nicht glauben, aber ich habe in diesem Moment den Pashmina um den Hals, den Sie mir geschenkt haben.“
Ungelogen.
seltsam – die gute muß in der luft gelegen haben – mir drängt sich ihr lied auf, und dich ruft sie an…
seltsam, das weinen
morgens um drei…
REPLY:
Und du wartest, erwartest das Eine,
das dein Leben unendlich vermehrt;
das Mächtige, Ungemeine,
das Erwachen der Steine,
Tiefen, dir zugekehrt.
Es dämmern im Bücherständer
die Bände in Gold und Braun;
und du denkst an durchfahrene Länder,
an Bilder, an die Gewänder
wiederverlorener Fraun.
Und da weißt du auf einmal: das war es.
Du erhebst dich, und vor dir steht
eines vergangenen Jahres
Angst und Gestalt und Gebet.
(RMR, „Erinnerung“. Ich an Rainers Stelle hätt´s „Therapie“ genannt. )