PLAYING WITH PRODIGAL SONS TAKES A LOT OF SENTIMENTAL VALUE

Sichtbar übernächtigt schau ich von außen auf mich drauf und stell mir vor, ich schaue mit ihren Augen. Sie hat mich zuletzt vor sechs Jahren gesehen, da stand ich mit Frau Frost und der elenden Dschungelkönigin auf einem CSD-Truck und erkannte sie unter den Zuschauern, traute erst meinen Augen nicht, aber sie war es. Frau K., mit ganz feuerroten Haaren, strahlte mich an, und ich hatte gerade genug Zeit, ihr einen Becher Sekt zu bringen, sie fest in den Arm zu nehmen, dann musste ich zurück auf meinen Truck. Der Sommertag setzte sich fort, bis mich die Emotion pünktlich zum Sonnenuntergang auf der Oranienstraße übermannte. So kam ich in ein Lied, aber das ist eine andere Geschichte. Das letzte Zusammentreffen mit ihr muss auch mindestens sechs Jahre zurück gelegen haben. Frau K. war meine Zweitmutter, von 14 bis 20. Danach blieben wir eine Weile in Briefkontakt, dann kam der blöde Streit mit ihrer ältesten Tochter und der Kontakt riss ab. Bis ich mit Anke, ihrer jüngeren Tochter, zur Bowie-Vernissage ging. Das ist jetzt ein paar Wochen her. Anke hat ihrer Mutter nicht gesagt, dass wir uns treffen, ich bin also eine Art Osterei. Und sitze im Café und überlege, ob ich nervös bin. Ja. Der Raum von Zeit zwischen damals und jetzt hat etwas mit uns angestellt. Sichtbar und auch sonst. Ostern, Zeit der Auferstehung.

Und als ich am Abend zu Bett gehe und an eine bestimmte leibliche Verwandte denke, fällt mir der Satz „Blut ist dicker als Wasser ein“. Und dass gegen Wasser rein gar nichts einzuwenden ist.

2 Gedanken zu „PLAYING WITH PRODIGAL SONS TAKES A LOT OF SENTIMENTAL VALUE

  1. brittbee

    Ich wußte, daß Euer Treffen gut werden würde. Wer einen in der Pubertät erträgt und gar liebt, den schreckt so schnell nichts ab. Freut mich sehr.

    Wahlverwandtschaften sind häufig die besseren. Wenn die Blutsverwandschaft zur Wahlverwandtschaft wird, dann hat man Glück. Aber nur weil man Gene teilt, muss man noch lange nicht nett zueinander sein oder sich gar mögen. Freundschaft ist schließlich auch Arbeit. So handhabe ich das mit meiner Sippe.

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