CAVALLISCHACHTEL

Ich habe mir mal einen Mantel gekauft, weil er mir ein Haus war. Er war kamelfarben und sehr groß und weit und von dem italienischen Desigern-Duo, das ich so schätze. Ein anderer Mantel, schwarz und schmal vom schwedischen Fabrikantenhaus mit den vielen Filialen (Vielialen?) ist mir ein Sportwagen in Gestalt eines schnittigen Vampirs.
Und vor ein paar Tagen war mir der Bedarf groß nach einer Sonnenbrille, die ich bewohnen kann, die mich beherbergt. Manchmal muss man die Tür abschließen können, die Fenster der Seele verdunkeln. (Meine Freundin Silke kann nur in vollständig abgedunkelten Zimmern schlafen, weshalb sie einen Vorrat blickdichter schwarzer Müllsäcke mit sich zu führen pflegt, die Fenster zu verkleben, wenn sie auf Reisen ist. Ich hatte ihr für einen Glamourdick Mansion-Aufenthalt einmal selbst Mülltüten gekauft, aber – nicht blickdicht. So mussten die Mülltüten ihrer Zweckentfremdung entbehren und endeten Müll vertütend, Silke bekam von mir die Schlafmaske eines niederländischen Flugunternehmens.)
Und so lief ich durch den Regen mit Ringen unter den Augen und Sonnenbrand auf der Stirn und in einem hafennah gelegenen Sonnenbrillenparadies wohnten unzählige Sonnenbrillen in Käfighaltung, ihrer Befreiung entgegenfiebernd. Einige der Brillen waren T-shirts, andere Heißluftballons, manche auch Konfetti. Ich probierte mich durch´s Sortiment und dann hatte ich plötzlich ein auf der Nase – mein neues Haus. Mit breiten Bügeln, die ein Balkenwerk sind und mich stützen. Mit dunklen braunen Gläsern, die mich schützen, das Licht der Welt sanft tönen. Versöhnlich. Am nächsten Tag schien dann auch prompt wieder die Sonne.

beachwhores-014

23 Gedanken zu „CAVALLISCHACHTEL

  1. brittbee

    ich konnte mich ja schon persönlich überzeugen, daß dieses Möbelstück ganz hervorragend in die restliche Dekoration paßt.

    Bei mir sind das immer Schuhe. Oft wähle ich als erstes Kleidungsstück die Schuhe, weil der Tag sich so sneakerig anfühlt.

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  2. nessy

    REPLY:
    … oder weil ich an einem scheußlichen Tag einfach freundliche Schuhe an den Füßen haben muss und nicht so unpersönliche, blasenerzeugende Businesstreter.

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  3. glamourdick

    REPLY:
    frau fragmente schickte mir gestern einen artikel über joan rivers, in dem sie eine interessante theorie formuliert: mit außergewöhnlichen schuhen rundet man jedes outfit ab. und wenn ich an mein lieblingspaar vintage gucci-pumps denke, kann ich ihr nur beipflichten. das einzige was meines erachtens ähnlich abrundend wirkt ist ein kräftig düsteres kurt-cobain-augenmakeup. geht immer, macht kaum arbeit, kostet wenig und sieht selbst mit augenringen stylish aus.

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  4. nessy

    REPLY:
    Nope. Ich bin nur dann verquollen, weil ich Schlafbrillen meist unter ungünstigen Umständen nutze (Langstreckenflug, sonstige unnatürliche Schlafhaltungen). Was ja aber nicht an der Schlafbrille als solcher liegt.

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  5. arboretum

    REPLY:
    Silke wäre für mich der personifizierte Albtraum. Ich kann nämlich gerade nicht schlafen, wenn alles hermetisch abgeriegelt und verfinstert ist. Grauenhaft.

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  6. glamourdick

    REPLY:
    @arbo
    ich teilte in der ersten nacht auf ibiza das zimmer mit silke. dass ich eher ein unruhiger schläfer bin ist ja durch den vorherigen beitrag (lady macdick) klar geworden. aber im finsteren zimmer habe ich wohl im schlaf nach silke getrteten, so dass sie es vorgezogen hat, die nacht im (nicht abgedunkelten) wohnzimmer zu verbringen. sie schlief, trotz licht, besser ohne meine tritte. in den folgenden nächten tauschten wir dann und ich hatte das bequeme couchsofa für mich allein. einmal bin ich sogar damit umgefallen! als während meines geburtstäglichen disco-nap das telefon klingelte. miss arbo, sie teilen übrigens das geburtsdatum nicht nur mit herrn eric sondern auch mit mlle corinne!

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  7. arboretum

    REPLY:
    Da hätte ich sicherlich nicht nur unterbewusst den Wunsch verspürt, sie für die verordnete Düsternis ‚mal ordentlich zu treten. 😉
    Leute, die alles verdunkeln wollen, schlafen in der Regel auch noch bei geschlossenem Fenster. Weder das eine noch das andere lässt mich schlafen, und dann bin ich sehr gereizt.
    Und was Mlle Corinne angeht, so sagte ich ja gestern bereits dem werten Herrn Eric, dass der 6.6. ein super Geburtsdatum ist.

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  8. nessy

    Kleidung zu „bewohnen“, ist ein sehr passender Ausdruck, bietet sie mir doch gerade auf Reisen mein einziges Heim. Zur Schlafbrille mag ich Ohrstöpsel, damit ist man komplett out of life und lebt nur noch in seinem inneren Refugium.

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  9. larousse

    Sehr schöner Text! Obwohl ich meinte, MC sei Herr über Sonne und Wolken..?
    Ich für meinen Teil trage z.Z. mit Vorliebe Zäune in Form diverser Schals mit mir und um mich herum.
    PS. Ich füge hiermit Silke dem Kreis unserer gemeinsamen Bekannten hinzu. Müllsäcke inklusive.
    PPS. und noch immer bin ich grau, farblos, unkontaktierbar…

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  10. glamourdick

    REPLY:
    try this:
    weblog anklicken
    account anklicken (oben rechts)
    einstellungen klicken
    dann die url in die dafür vorgegebene zeile eintragen

    might do the trick

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