THE ICKY LOVE-STUFF oder DO THAT AT HOME

Ich liebe die Filme von P.J. Hogan. „Muriel´s Wedding“, „Unconditional Love“, „Peter Pan“ und vor allem nach wie vor und wahrscheinlich für immer „My Best Friend´s Wedding“. Rupert göttlich, Julia abknutsch-und-umarm-divine, Cameron in ihrer Sternstunde und Dermot Mulroney kurz davor.
In „MBFW“ geht es Vivian (Julia) darum, ihren besten Freund Michael (Dermot) davon abzubringen, little-chocolate-covered-Kimmy (Cameron Diaz) zu ehelichen, weil Vivian selbst ihre Liebe für ihn festgestellt hat. Vivian und Michael hatten vor ihrer Freundschaft eine kurze Affäre und einer der Trennungsgründe war, dass Vivian überhaupt nicht auf PDA (public displays of affection) stand. Oder wie sie es, sich schüttelnd, bezeichnet „that icky love stuff“.

Ich habe Vivian immer verstanden. Es ist nicht so, dass ich mit meiner Tasche zuschlage oder mein Mobiltelefon werfe, wenn ich händchenhaltende Pärchen sehe, aber bei Zungenküssen und Fummeleien sowie Händen, die sich tief in Kleidungsstücke senken – freilich in der Öffentlichkeit – bekomme ich Würgreiz und frage mich, ob diese Menschen kein Zuhause haben, wo sie ihren Tatschereien unbeobachtet nachgehen können. Ja, für jemanden, der eine Zeit lang sein Dasein im Schatten der Porno-Industrie fristete, bin ich sehr, sehr prüde.

Vorgestern im Görlitzer Park-Café friere ich leicht ein, als sich eine frisch vertraute Hand mein (ziemlich weites) Hosenbein emportastet. Konsterniert schaue ich mich um, ob wir beobachtet werden, nein, Gott sei Dank. Gerade möchte ich etwas Pfiffiges, Frisches, perlend Unterhaltendes sagen, wie ich das so gewohnt bin, da senkt sich ein Mund auf den meinen und beginnt gekonnt zu küssen, was ja sehr angenehm ist, weshalb man sich besser darauf einlässt, was ich dann auch prompt tue. Die Hand in der Hose nähert sich Regionen, die sichtbar anschwellen können und dies auch gerade tun, weshalb ich sie mit Nachdruck fortschiebe, die Hand. Da ist auch schon mein Ohrläppchen in einem Mund verschwunden, während sich eine rechte Hand mein T-Shirt hochschiebt. Ich muss dem jungen Mann Einhalt gebieten. Jetzt bettet er sich mit dem Kopf auf meinen Schoß, liegt erst auf dem Rücken, dann bäuchlings und gerade als die Kellnerin mit den Getränke kommt könnte es für sie so aussehen, als bekäme ich bei hellichtem Tag auf der bevölkerten Terrasse einen geblasen.
„Die Jugend von heute – ts ts ts“ möchte ich ihr zuraunen, lächele aber nur gequält und überlege, ob es meine internalisierte Homophobie ist, die ich gerade auf mein Empfinden projiziere. Wahrscheinlich. Und lehne mich innerlich zurück und lasse den jungen Mann gewähren. Schließlich kann es auch nicht schaden, mal homosexuell aufzutreten in Zeiten wie diesen.

(Und trotzdem gehört es sich nicht.)

P.S.: Was ist heute eigentlich bei blogger.de los, dass ich keine Seite öffnen kann?

9 Gedanken zu „THE ICKY LOVE-STUFF oder DO THAT AT HOME

  1. raketenprinz

    der prinz versteht herrn glam gut. sehr gut. er ist amerikaner, da ist die prüderie quasi eingebaut.

    dennoch ist der prinz erstaunt: hat herr glam doch einen zweiten namensteil, der prüderie nicht gerade vermuten lässt.

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  2. lore.berlin

    Ich bin auch keine Tageslichtknutscherin, im Sinne von, ständig in aller Öffentlichkeit. Mit Prüderie hat das glaube ich, wenig zu tun. Es ist einfach intim und da muss nicht die ganze Welt Anteil daran haben.

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  3. sabbeljan

    wer will es frishc verliebten verdenken? aber es sind nicht immer solche. könnte die „habn die keen zuhause“- haltung daher rühren, dass die handelnden personen den öffentlichen raum zu ihrem eigenen machen? durch ihre ausgeweitete nutzung wird die der anderen (also unsere) imaginär eingeschränkt?

    wenn ich es mir so recht überlege hilft nur, wenn alle sich den öffentlichen raum in gleicher weise aneignen! freier sex für freie bürger in freien parks, bars, bussen, strassen und plätzen.

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  4. pheerce

    REPLY:
    jetzt habt euch nicht so! der pheerce knutscht gern überall. übrigens auch mit jedem – so sagte man zumindest.

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