9 1/2 WOCHEN, 9 1/2 MÄNNER*

Die Datingphase begann mit der ungarischen Nachtviola. Dem Ende derBegegnung von überschaubarer Länge (2 Dates) habe ich bereits ein Denkmal gesetzt, das bei Epicore Veröffentlichung fand. Dann zwei One Night Stands, beide gut. Dann ein Spaziergang mit einem Herrn, der zwar Kate Bush und Cora Frost mochte, aber das war auch die einzige Gemeinsamkeit, außerdem mochte er die falschen Lieder. Es blieb beim Spaziergang. Danach kam Mr. King, der zunächst überaus angetan schien und für eine Woche lang eine hohe Dosis Dick bekam. Er sagte Fußball ab, weil Herr Dick nicht mitschauen wollte und beschwerte sich später, es sei alles immer nur nach Herrn Dicks Nase gegangen (dabei hat der dem Mr. King seinen Fußball wirklich gegönnt, wollte aber um keinen Preis dabei sein. Ab einem gewissen Selbstzufriedenheitsstadium schreckt einen ein Abend allein zu Haus keineswegs mehr, in Dicks Fall sind das Abende in guter Gesellschaft. Und merke: lasse niemals zu, dass sich ein Mann von seiner Fußballübertragung trennt: Gefahr von heimtückischen Phantomschmerzen.) Danach der stylishe Tättowierte, ein Gayromeo-Kandidat, der mit „ich möchte ein Kind mit Dir“ die Konversation eröffnete. Man verbrachte einen reizenden Abend in der Hollywoodschaukel. Am nächsten Tag gab sich der am Vorabend noch sehr verknallt gebende plötzlich sehr einsilbig. Einen weiteren Tag später hatte er Herrn Dick auf seiner Favoritenliste in den Blauen Seiten gelöscht. Immerhin teilte er schließlich schriftlich mit, dass der Abend ganz toll gewesen sei, er aber „mit Deiner Art“ überfordert war. Believe me, das bin ich auch manchmal. Aber ist nun mal meine. Meine Art. Dann der Küsser vom Straßenfest, der überraschend von sich hören ließ. Das zweite Date, sittlich bei Latte Macchiato, brachte viele Parallelen an den Tag, sowie große Sympathien und Neugier seitens Herrn Dick. Vielleicht waren es die falschen Parallelen. Das nächste Date mit ihm, geplant für den Folgeabend, wurde dann per SMS abgesagt. Die Mitbewohnerin habe ihren Großvater an den Tod verloren. Jetzt schiebt man also schon die Verwandten von Mitbewohnern vor, aus Sorge um´s Karma und die leibliche Verwandtschaft? Hätte es nicht auch ein Hamster getan?**

Ich weiß nicht, ob es nachvollziehbar und/oder angesichts der Vielzahl unglaubwürdig ist, aber in jede Begegnung schritt ich mit weihnachtlicher Neugier, froher Erwartung und einem Fünklein Hoffnung. Die inflationäre Häufung mindert meines Erachtens keinesfalls die Glaubwürdigkeit: ich lerne einen Menschen nicht in einem Tag kennen, nicht in einer Woche. Es gibt Menschen, die habe ich nach Jahren noch nicht begriffen. Und dann hast Du sie endlich begriffen, stell Dir mal vor: da haben sie sich von heute auf morgen verändert! Steht ja jedem zu.

I need t i m e to get a picture. Ich brauche m e h r Zeit, mich zu entscheiden. Die anderen waren schneller.
Mein Vorteil – da ich ja nicht weiß, wie diese Menschen wirklich sind, fällt mir das Vergessen leichter. Ich habe keinen der Herren ausreichend kennen gelernt, um ihn wirklich vermissen oder bereuen zu können.

Vorsatz: Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber Dating-Days are over. Von nun an wird wieder nur gefickt. One Night Stands müssen sich nicht mit der komplexen Persönlichkeit des Dick auseinandersetzen. Es reicht, wenn sie ihm einen blasen.

Sekundärer Katatstrophendatings-Gewinn: Dafür, dass mir Menschen immer eher Angst gemacht haben war ich ganz schön mutig.

* Spanien war zu dunkel. Ich tippe auf 2,5.

** Edit: Mir wurde glaubwürdig ge-smst, es habe sich wirklich um den Großvater gehandelt, und ich entschuldige mich hiermit für meine Unterstellung und bedanke mich für die klärende SMS.

19 Gedanken zu „9 1/2 WOCHEN, 9 1/2 MÄNNER*

  1. glamourdick

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    der zweite sex, indeed. bei fuckbuddies nie ein problem, aber wenn es ernster werden soll, dann gewinnt der sex immer so eine schwerwiegende bedeutung. gar nicht gut.

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  2. raketenprinz

    frühere spielstrategie des prinzens: homokonservativ. erst untenrum, dann obenrum. (in der summe erfolgreich)

    dann zwei spielplanänderungen:
    1 der blaue salon beschleunigt das homokonservative kontaktmodell unter weitgehender umgehung der flirtstufe.
    2 der prinz überschreitet zwei, in sexuell desorientierten kreisen wichtige, altersgrenzen.

    effekt auf teilnehmer prinz: latente überforderung bei gleichzeitigem potenzialverlust.

    heute testet er mitunter das heterokonservative spielmodell, quasi als altersgerechte entschleunigung: erst obenrum, dann untenrum.

    ergebnis: vorläufig unklar. doch wieder den wortanteil auf klassikradioniveau absenken?

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  3. glamourdick

    REPLY:
    ich rätsele ja auch nach wie vor, welches die bessere herangehensweise ist. aus meinen sexdates wurden weitestgehend weitere sexdates (sofern auf beiden seiten das interesse an einer wiederholung bestand, was nicht immer der fall war, da ich zu den menschen gehöre die gern auch mal unter niveau ficken) voller sexueller neugier auch mal eine ungewöhnliche wahl treffen.
    erst obenrum finde ich tendentiell sehr spannend im sinne von weihnachten-auf-die-bescherung-warten. ein kitzel. eine freudige erwartung. aber momentan bin ich ein wenig traumatisiert. in folge der abwechslungsreichen vergangenen wochen. ein emotionales schleudertrauma vermutlich.

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  4. raketenprinz

    REPLY:
    wohl wahr, wiewohl wohlfeile worte. weit wichtiger und wünschenswert wäre wohl das wissen, wo, wenn denn, wertbeständige ware zu wählen und zu werben wäre.

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  5. lore.berlin

    Auf den blauen Seiten bin ich ja weniger unterwegs, aber ein paar Internetdates hatte ich vor ein paar Jahren auch. Email getippt. Telefoniert. Meist alles janz nett. Die Treffen hätten unterschiedlicher nicht sein können, von hochinteressant bis hin zu den absoluten Spacken. Eines hatten sie alle gemeinsam, die ganz große Erwartungshaltung, die Liebe des Lebens zu treffen. Kein Raum zum atmen.

    Niemals ist ein zweites Date entstanden. Obwohl einer, sprach Klartext. Er war nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Er wollte Frauen kennenlernen und vielleicht mal eine Nacht miteinander verbringen und schauen was daraus wird. Das war doch wenigstens mal eine klare Ansage.

    Letztendlich ist daraus ein Bratkartoffelverhältnis, da geht man nur hin, wenn man Hunger hat…:), geworden. Für mich zum damaligen Zeitpunkt, die optimale Beziehung.

    Es soll ja Leute geben, die die Liebe ihres Lebens übers Internet finden. Ich glaube nicht wirklich dran. Wo sie zu finden ist, kann ich leider auch nicht beantworten.

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  6. luckystrike

    REPLY:
    also ich hab mal eine liebe meines lebens übers internet kennengelernt. wir wohnten zwar nur luftline 1,5 km auseinander, und arbeiten teilweise im selben haus, aber wir hätten uns mit sicherheit nie getroffen sonst. hat gut 2 jahre gehalten und war schön.

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  7. glamourdick

    REPLY:
    neurolingual unklug eröffne ich zweite dates in der regel mit dem satz „zweite dates sind immer schlimm, machen wir uns nichts vor“. möglicherweise ist das abgedroschene „du hast so schöne augen“ doch ein besserer opener. ich gehe jetzt dazu über, den „zweite dates…“-satz schon am ende des ersten dates zu sagen: „machen wir uns keinen stress, das nächste date wird das niveau nicht halten können, denn es war einzigartig mit dir heute. aber wir können´s ja versuchen. was meinste?“
    aber was sag ich. ich date ja nicht mehr. den mann heute abend treffe ich nur, weil er kajak fährt und 70ies porn mag. am liebsten autobiografien liest. also wegen gemeinsamkeiten zum aufbau einer freundschaft.

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  8. luckystrike

    REPLY:
    ich fange auch an zu denken, das es besser ist, den ganzen wortanteil gleich zu streichen – besonders beim zweiten date. aber beim zweiten date ist der sex meistens auch noch ziemlich schlecht, der wird danach erst wieder besser. wenn es denn dazu kommt.

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  9. lore.berlin

    REPLY:
    @ Luckystrike

    Das ist schön.

    Ich kann auch nur von meinen Erfahrungen berichten und die waren wirklich zum abgewöhnen.

    Tolle, interessante Menschen habe ich über´s Internet schon kennengelernt, aber halt nicht über den Hintergrund, Singlebörse oder wie auch immer man das „Kind“ nennen möchte.

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  10. glamourdick

    REPLY:
    ich fürchte, das ist weitverbreitet. aber was soll´s. aus manchen geschichten, die so beginnen, entwickeln sich freundschaften. (mit dem stylishen, tättowierten bin ich z.b. noch/wieder in kontakt.)

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  11. tradem

    Ich frage mich, Dick. Warum auch du? Ich dachte immer: So etwas passiert nur mir.

    Um so manchen Mensch wirklich zu kennen wären ganze Zeitalter notwendig.

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