WEAK IN THE PRESENCE OF BEAUTY oder GLAMS WORT ZUM SONNTAG oder GODS ON TV

lulu
(Louise Brooks, A.G.)

Selten hat mich ein Buch so erschlagen vor Schönheit, waren Stimme und Erzähltes so perfekt verbunden. Die letzte Seite gelesen zu haben, war, als ob jemand stirbt. Die Geschichte ist wie ein Blitz in die Seele geschlagen und der Blitz fasert jetzt innen aus. Und kitzelt Assoziationsketten, Erinnerungen hervor. Der Leseprozess mochte eskapistisch gewesen sein, aber, was das Buch ausgelöst hat, wurzelt jetzt in meiner Realität.

– Flashes meines ersten Romans, den ich Ende der 80er geschrieben und den außer mir nur zwei Leute gelesen haben. (Woran sich nichts ändern wird.) Er hieß, in Anlehnung an Shakespeare, nicht Faulkner, „Sound and Fury“ und hatte eine Harpye als Hauptfigur. Ein schwuler Ödipus und ein paar Sirenen kamen auch drin vor. Alte Götter eben, die mir immer viel sinnvoller vorkamen als der eine, den es im Christentum gibt. Was sicherlich damit zu tun hat, dass es für mich viel einfacher ist, das Göttliche vielfach im Einzelnen, bzw den Dingen und den Menschen zu sehen, als anzunehmen, dass es eine einzige Quelle dafür gibt. Ganz abgesehen davon, dass mir das Konzept eines Satans, der für das Böse verantwortlich sein soll, nie einleuchtete. Die Hölle ist die Welt. Und man kann sie aushalten, wenn man sich die kleinen erhabenen Schönheiten hervorkramt, die sich irgendwie hierher verirrt haben. That is not religion, that is just a (very helpful) perspective. Appreciation. I´m not fit for religion. Trotzdem hat das Konzept der Mama-ji, der Göttin Kali, die für Zerstörung, Reinigung und Erneuerung zugleich steht, mehr mit meiner Welt zu tun als jemand, der von sich behauptet, Gottes Sohn zu sein. Geschweige denn Gottes Urheberrechtsanwalt. Für mich ist der christliche Gott einfach ein Archetyp, der für einige, aber nicht für mich funktioniert. Sowas wie Derrick im Fernsehen.

– Das Alte und das Neue: Wer ich einmal war und wer ich heute bin. Die Entscheidungen, die ich treffe sind neu, die Nicht-Entscheidungen sind alt. Ist jede Vermeidung etwas Altes? Die Tatsache, dass ich heute nicht der charmanten Dinner-Einladung folge eine typische Sozialphobie-Taktik oder doch eine ganz logische Konsequenz aus einer der lautesten Wochen meines Lebens? (Donnerstagabend musste ich eine Party verlassen, weil ich den Lärm nicht mehr ertragen konnte. Zuviel Zeit am Telefon in einem Großraumbüro does that to you. SOUND => FURY eben.)

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„Life’s but a walking shadow, a poor player who struts and frets his hour upon the stage and then is heard no more. It is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing.“

4 Gedanken zu „WEAK IN THE PRESENCE OF BEAUTY oder GLAMS WORT ZUM SONNTAG oder GODS ON TV

  1. tradem

    Als Archetypus taugt der chrstliche Gott wenig. Zu perfekt, zu unberührbar, zu bamherzig, zu göttlich. Er ist ein Ideal an dem viele Zerbrechen.

    Die reine Göttlichkeit im Kampf gegen den allgegenwärtigen unbewussten Schatten? Ist da noch noch so viel mehr in uns?

    Das ist meine Meinung. Jemandem der wirklich glaubt möchte ich nicht zu nahe treten. Ich weiss wie tief das geht.

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