KNOWING ME KNOWING YOU

Da hatte ich nun gerade meinen Mann, in den ich sehr sehr verliebt war. Und es war noch ganz neu – vier oder fünf Wochen, sowas. Und hatte einen Flug gebucht zu einem Festival, wo jemand auftrat, in den ich mich telefonisch verliebt hatte, schon bevor ich meinen Partner kennen gelernt hatte. Der aber weit weg war und in einer Beziehung und – mit dem ich nun verabredet war. Und Er, der andere, der mit dem ich gerade eine Beziehung aufbaute, wusste von meinem Flug und da er ja näher am Flughafen wohnte als ich, da war es ja frisch verliebt logisch, dass ich die Vornacht bei ihm schlafe, um dann mittags, wenn er schon in der Praxis war, mir mein Taxi zum Flughafen rufen würde.

Zum ersten Mal allein in seiner Wohnung. Und ich bin ja anständig, ich stöbere nicht. Also bin ich nur in Ruhe einmal das Bücherregal auf und ab gegangen, kaum etwas für mich dabei, und hab mich gefragt, was er und ich gemeinsam haben außer, dass ich wusste, dass er der Mann meines Lebens war, obwohl wir nichts gemein hatten, aber er hatte sich für mich entschieden, obwohl er so eine wunderschöne Vision all dessen war, was ich mir immer so als Partner vorgestellt hatte. Das schönste Geschenk ever. Und dass er mich allein in seiner Wohnung ließ, nach wenigen Wochen, und ich dann weg zu einem Treffen, dessen gegebenes Ausmaß er natürlich nicht wissen konnte, ich schreibe hier extra nicht „erahnen“.

Und dann war ich in, sagen wir, Paris auf dem Festival, und er, der andere Er, stand mir gegenüber und ich brannte. Und zupfte mir irgendwelche Argumentationen zurecht, die das verhindern sollten, was in Leuchtbuchstaben auf uns geschrieben stand. Dass WIR für einander bestimmt waren. Und die Unmöglichkeit dessen. Er bezogen, ich bezogen (und wie schön zu diesem Zeitpunkt noch), verteilt über Europa, und trotzdem, wenn ich mich recht erinnere, haben wir uns damals zum ersten Mal geküsst. Später, über die Jahre, immer wieder. Und ich bin dann zurück nach Berlin, habe die Klappe gehalten und die Beziehung ging dann noch eine ganze Weile weiter, bis sie eines natürlichen Todes starb. In einem der letzten qualvollen Gespräche mit dem Ex hab ich´s dann gestanden, weil ich ihn verletzen wollte mit irgend etwas.
„Da war jemand anders. Und ich habe mich gegen ihn und für Dich entschieden.“
„Damals in Paris?“
„Ja.“
„Das hab ich Dir angemerkt.“
Aber es hatte die Beziehung nicht gekillt. Und weshalb mir die Geschichte jetzt gerade einfällt weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil sie aus einer Zeit stammt, in der ich noch die Wahl zwischen einer Perle und einem Diamanten hatte.

20 Gedanken zu „KNOWING ME KNOWING YOU

  1. timanfaya

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    weiter, immer weiter ins verderben. wir müssen leben bis wir sterben.

    [ich bin ja persönlich mehr so der happy end typ. das leben schreibt halt nur viele viele große und kleine hintereinander. und es ist mitunter nicht immer so ganz einfach sie zu erkennen …]

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  2. brittbee

    manchmal sieht man sogar den sinn hinter dem scheitern. lernt etwas daraus und über sich, und wenns nur fürs nächste mal ist. vielleicht muss man das thema liebe einfach zyklisch sehen, nicht so sehr nach einem ziel, einem ende, einem hafen ausschau halten.

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  3. brittbee

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    ich hab mal bei henkers in gs geklingelt, zumindest in dessen haus, und wollte für die schülerzeitung was über die historie des gebäudes und das blut im fundament schreiben. der neueigner sagte nur : verpiß dich. ruf da nich an, die haben kein benimm.

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  4. brittbee

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    das wiederum ist aus einem drehbuch abgeschrieben. lass mich raten…“die frau am checkpoint charlie“? klingt nach ferres-gewäsch. ich olle zynikerin, icke.

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  5. glamourdick

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    „nur die liebe lässt uns leben“, sang mary roos, lange schon nicht mehr mit gottlieb wendehals verheiratet und immer noch am leben.
    love is vielleicht doch eher wie oxygene. you get too much you get too high, not enough and you´re gonna die. aber love is not all you need. i sometimes need a cup of coffee, too.

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  6. glamourdick

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    und dann auch gleich noch doppelt traurig, aber das liegt, vermute ich, an TWOday.net. ich musste heute schon wieder den browser aktualisieren. war kein posten möglich.

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  7. stylebitch

    … fällt mir doch ein weiteres wunderbares chanson (es, das chanson) von unserer gemeinsamen überbissigen freundin mary ein, deren stimme ich formidable finde: „aufrecht gehn“. ein lied für ALLE fälle: liebeskummer, knölchen, bürostress, GEZ. rasch geituned und besser geht’s, mr. glamdick. oder soll ich ihnen mit einer scharf gewürzten „fiesta mexicana“ drohen?

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