Da laufen wir durch die Wohnung und er fragt interessiert, wer die Menschen auf den Fotos sind, mit welchen der Objekte und Relikte, die die Möbel zieren ich welche Erinnerung verbinde. Dreimal betätigt er das Marilyn-Telefon (statt zu klingeln weht ihr Rock hoch und die singt „I wanna be loved by you“) und kann sich kaum halten vor Lachen – er dreht schließlich einen Handyfilm davon – „So you´re the guy who shot Marilyn´s final film!“) Meistens fangen meine Sätze an mit „This is a present from…“ und ich denke so – wie gut, dass Deine Freunde Deinen Geschmack so gut kennen.
Dann sind wir in der Küche. Ich habe ihm gerade den Bezug zwischen Marilyn als Waldnymphe und Tinker Bell erklärt, die einen Ansichtskartendialog auf der Flurwand veranstalten.
„Ah – that´s the Virgen de Guadalupe!“ Er zeigt auf das Lichtobjekt über dem Kühlschrank.
„That´s a present from a blogger-friend, Madame Modeste. You mean it´s a Mexican image?“
„Yes you can see the church they had built for her here. She appeared to a guy who was wandering there and said that they should build church in her honor. The guy went to the bishop and the bishop said he needed proof that he´d seen the Virgin. So he went back to her and she asked him to pick some flowers – it was winter, but in fact he did find roses, he picked them, carried them in his shirt and presented them to the bishop. When the roses had fallen to the floor, on his shirts they could see the face of the Virgin Mary. And so they built her church. The piece of cloth is a relict there. In fact, it was exmained and it turned out that the face of the virgin was painted on. When you come visit me I´ll show you.“
Ohne es zu wissen und Dank Modeste hatte ich also eines der wichtigsten Symbole Mexicos überm Kühlschrank. Und jetzt hab ich noch ein mexikanisches Poloshirt, das nicht mehr in seinen Koffer passte. Und er nimmt eine CD mit meinen Lieblingsliedern mit, darum hatte er gebeten. Da ist dann bisschen was Spanisches drauf, von Bebe und von Devendra, natürlich Rufus, Nena, natürlich auch ein Lied, in dem es um mich geht.
Ein Foto noch am Hauptbahnhof von uns beiden zusammen. Und das alles hat gar keine Pointe, aber festhalten wollte ich es trotzdem. Außer vielleicht – Reisende bilden. Unverhofft kommt. Life can be beautiful.
„As a graduate of the Zsa Zsa Gabor School of Creative mathematics, I honestly do not know how old I am”
In diesem Sinne: weitermachen. Das liest sich hier recht blumig, wenn Du mal zurückliest, so die letzten vier bis fünf Wochen, Tendenz steigend 🙂
REPLY:
„“Age isn´t a curse, it´s a privilege“, sagt ein Schönheitschirurg (oder war es seine Schwiegermutter?) in Nip/Tuck. Und, ja – das Leben an sich ist ein Geschenk. Das „Jungbleiben“ nicht nur etwas, was unsere Kultur uns per Werbung aufoktroyiert, sondern vielleicht auch etwas, das wir so lang wie möglich aufrecht erhalten müssen. Jedem Neuanfängler (zu denen ich mich auch zähle, auch wenn es ein besonders langgezogener Neuanfang ist) empfehle ich, sich an etwas Neuem zu inspirieren, nicht an den und dem Alten fest zu kleben. Touching the future, im geistigen Sinne.
Dennoch werde ich der Jugend nicht nachrennen (weder so, noch so). Wenn ich Ihnen irgendwann über den Weg laufe und Ihr erster Gedanke betreffs meines Outfits lautet „Pathetisch!!“, dann sagen Sie mir das, dann kann ich kurz nach Hause gehen und noch eins drauflegen, denn überzogen pathetisch ist schon wieder Exzentrisch, und nicht etwa ist Essen der Sex des Alters, sondern Exzentrizität die Jugend des Spätsommers, des Herbstes und selbst des Lebenswinters. Altern? Touché.“
kuckma jetzt zitiert der eitle sack sich schon selbst! 30. juli letzten jahres.
auf jeden fall herrscht hier geschriebener sommer.
REPLY:
singing like a blackbird!