DEER AUDREY

Kaum ebbt der berufsbedingte Saisonstress ab, da kommen wieder Gedanken. Ich will nicht sagen kreative Schübe, davon bin ich noch weit entfernt. Aber ich mache Notizen. Erlebe bewilderment. Wundere mich über Bäume beispielsweise. So ne 1000 Jahre alte Eiche würde ja lachen angesichts einer Biografie wie meiner. Andererseits hat so ne 1000 Jahre alte Eiche auch wenig Erlebnisspielraum. Also vielleicht viel Erlebnis, aber eben wenig Spielraum.

Oder Marilyn. Schaust Du Dir eines der Milton Greene-Fotos von ihr an, wo sie das zu kleine Tutu trägt und dieses Gesicht ist von solch atemberaubender Schönheit, ist die Definition von Schönheit. Eine 30jährige, deren Erleben in ganz krassem Missverhältnis zu ihrer visuellen Präsenz steht. Das ist doch auch nicht schön, wenn man es so weit bringt, und es nicht genießen kann, und so furchtbar traurig ist. Dann gäbe es noch die Geschichte eines psychisch kranken Mannes, der glaubt, viel zu tun, um Marilyns Andenken zu schützen und stattdessen alles zertrümmert. Kein Mensch, dem man helfen kann, und das ist vielleicht die einzige Parallele zwischen ihr und ihm. Eben auch schade. Aber, um auf das Foto zurück zu kommen. Mehr Liebe kann man nicht festhalten, fotografisch, als Milton für Marilyn hatte. Und es war vermutlich ein blöder Zufall, dass Milton glücklich verheiratet war, als er Marilyn kennenlernte. Auf den wenigen Bildern, die die beiden gemeinsam zeigen, sieht man, wie gut aufgehoben sie sich bei ihm gefühlt hat.

Oder Fotografien von Audrey (nicht von Milton) mit dem Reh. Auf dem Sofa und beim Einkaufen. Ich meine – AUDREY! REH! Ich meine, eins reicht doch. Mehr geht doch nicht. Das ist doch ein Oxymoron par excellence und dennoch ist es geschehen. Sie hatte ein Reh als quasi-Haustier, weil sie in dem Film „Green Mansions“ (den niemand, den ich kenne, je gesehen hat) ein zahmes Reh brauchten. Also zog das Kitz bei den Hepburns ein und wurde Hausreh. Bambi Golightly.

Momente, Monumente größtmöglicher Schönheit. Auch das hat es auf diesem Planeten.

5 Gedanken zu „DEER AUDREY

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