NOTES ON A ROADKILL

Es war eine bizarre Woche, in der ich mich schwerpunktmäßig mit einer Kröte zu beschäftigen hatte, die ansonsten spurlos an mir vorüber gehüpft wäre – no roadkill at all. Als ich am Montag von dem Plagiatsvorwurf hörte, begann für mich ein Schlitterkurs, der im Feuilleton der FAZ endete gipfelte. Nicht schlecht für mich. Ich konnte meinem verehrten Englischprof einen Ausdruck des Artikels schicken, weil er sich sicher über die Erwähnung von Wordsworth und Coleridge freuen würde.
Auch Airen profitiert, ganz materialistisch betrachtet. Aber die ganze miese Angelegenheit hat ihm und seiner Familie auch zugesetzt. Er hat keine Amphibienhaut, keine Medienerfahrung. Das, was die Kröte braucht wie die Kröte die Fliege, Aufmerksamkeit, ist etwas, das in Airen größtmögliche Panik auslöst. Soll ich sagen, dass er sich vermutlich etwas —- überfahren vorkam? Es war eine Erfahrung, den beiden Interviews beizuwohnen, die mehr waren als Informationsaustausch. Airen hatte das Glück, hier an zwei Journalisten zu geraten, die ihn als das erkannten was er ist: eine ganz rare Spezies in dieser Kultur – jemand, der keinerlei Interesse an Medienwirbeln und Selbstpromotion hat, das Gegenteil der Hegemann also. Sowohl Tobias Rüther von der FAZ als auch Thorsten Schmitz von der Süddeutschen waren respektvoll mit jemandem, der Respekt verdient.

Heute ist ein bisschen Schleudertrauma-Tag. Es war eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle – Entsetzen, Verachtung, Wut, Empörung und dann noch einmal die andere Seite im Spektrum. Besorgnis, Empathie, Wärme, Aufgehoben-sein. Dass Airen ein Freund ist, ist mir nicht neu, aber die Erfahrungen dieser Woche haben diese Freundschaft noch einmal auf ein anderes Level gebracht, in dem zerbrochene Gläser, blaue Flecken und die Tatsache, dass ich mich am Donnerstag abend beinahe elektrokutiert hätte, was garantiert an den lodernden Auren lag, keine Rolle spielen.

Die Antwort auf eine Interviewfrage, die leider nicht in Print endete, fasst diese Woche sehr treffend zusammen.
„Airen, sind Sie jetzt angesichts des Erfolgs Ihres Buches nicht Helene Hegemann auch ein bisschen dankbar?“
„Nein. Ich bin Deef Pirmasens dankbar.“
Ich auch.

2 Gedanken zu „NOTES ON A ROADKILL

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