GLAM@HOME

75 Cent/ 1/4 Stunde, ups, lange nicht mehr in Mitte gewesen. Regen nieselt, Weihnachteinkäufer wieseln umher, in diesem Tempo-Äquivalent zum 40-Fahrer in einer 50-er Zone. Ich stoße hier und da mit meinem rotweißen „Ich will alles“-Regenschirm zu, Teil des Merchandise-Sortiments, das meine Lieblingsdänin parat hat, wenn sie kurzfristig auf einen Geburtstag eingeladen wird (desweiteren im Angebot eine Kaffeetasse und ein Freundschaftsarmband mit Gravur „Ich bin stark“, beide geschmackvoll.) Im H&M quetschen sich die Menschen, eine Verkäuferin, kleines verkniffenes Biest mit Dauerwelle, schubst mich beiseite um eine Jacke aufzuhängen, ich probiere zwei schwarze Gewänder, die ich nicht ganz verstehe – ich bräuchte eine Anziehhilfe, warum bloß bin ich nicht mit einem Stilisten liiert, das muss sich ändern, spätestens nächstes Jahr.) Die Gewänder sind in der Tat so kompliziert, dass ich sie ohne Fremdmeinung nicht kaufen kann, selbst zum Zurückhängen auf den Bügel fehlt es mir an Handfertigkeit. Selbst Schuld, schwedischer Desiger, wenn ich sie auf dem kleinen Hocker in der Klaustro-Zelle zurücklasse. Weiter im Regen, dann hole ich mein bestelltest Buch ab, lasse mir einen Spielort zeigen, aber das Licht geht nicht, weiter durch beeindruckende Räume in bester Geschäftslage, überlege, ob ich den Kollegen an der Oper einen Besuch abstatte, aber die Linden sind zu voll, ich will mit meinem neuen Buch ins Bett, na ja, noch kurz Dussmann, aber wirklich nur mal über die Import-DVDs kucken und dann ins Bett.

Wo ich dann mit der Lektüre eines unlängst erschienenen gut verkauften Schauerromans im Spukhaus-Genre beginne und erfreut feststelle, dass meiner besser ist. Zum Einschlafen bringt er mich trotzdem nicht, dabei bin ich seit 6 auf den Beinen, also koch ich eine typisch deutsche drei-Komponenten-Mahlzeit und speise mit der amerikanischen Nachbarin, die mir eine entzückende Schlumberger-Piccolo-Handtasche mitbringt, die unglaublich gut zum Marilyn-Telephon und dem Komaschen Polarfuchs passt.

Als die Nachbarin wieder fort ist, ärgere ich mich, dass ich nicht eines der schwarzen Gewänder gekauft habe, kuschele mich in meine Felle und schaue Sarah Jessica Parker an. Die kann auch alles tragen. Sogar einen Vogel am Kopf.

Mitten in Sarah Jessica Parker komm Roomie nach Hause und wir trinken, er Rotwein, ich Bier, und rauchen und reden, was wieder darin endet, dass ich ihn in den Arm nehme und sage „Ich bin so froh, dass DU hier wohnst und nicht irgend jemand anderes.“ Das sind so zuckersüße Szenen manchmal, dass Außenstehende kotzen würden beim Betrachten, wegen Kitsch, aber Kitsch ist es nicht, es ist eine enorme Erleichterung, mit jemandem zu wohnen, der nicht nervt. Times is hard but Life is good.

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