JONAS WINNER: DAVIDS LETZTER FILM

Die Inhaltsangabe erinnert mehr als ein wenig an einen meiner Lieblingsromane, Theodore Roszaks „Flicker“: Journalist auf der Suche nach dem verschwundenen Regisseur, dessen Filme eine seltsame Sogwirkung und Wirkmacht haben. Jekooft. Debutroman, Autor, Jonas Winner, hat Drehbuch und TV-Background, möglicherweise jemand, der so movie-crazy ist wie ich.

Au den ersten 60 Seiten stolpere ich noch über einige Formulierungen wie aus dem Thesaurus. Weil „sagte sie“ zu schlicht klingt „hebt sie an“. Vielleicht wolle der Regisseur sie „an der Nase herumführen“ – das habe ich das letzte Mal in einem Kindergarten gehört. Und auch inhaltlich kommen die Sätze mitunter etwas schräg rüber – als Modedesignerin verdiene sie gerade genug, um zu überleben. (Ich habe Modedesigner immer gebotoxt und mit Platin-Card vor Augen. Glaubhafter wäre, sie als Kostümbildnerin zu etablieren.) Allerdings lese ich selten deutsche Romane und irgendwie wird die Sprache im Verlauf entkrampfter. Oder ich merke es nicht mehr so, weil die Geschichte zu spannend wird. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich berichte, dass der umstrittene Regisseur mit subliminalen Bildern arbeitet – Sequenzen also, die zwischenmontiert sind, aber so kurz, dass man sie bewusst nicht sieht. Nichtsdestotrotz werden sie vom Unterbewusstsein registriert und entfalten eine gefährliche Wirkung. Nachdem dies recht früh etabliert wird, suche ich auch nicht weiter nach Parallelen zu „Flicker“. Die Bücher sind unterschiedlich genug, Jonas Winner entwickelt seinen Plot in eine andere Richtung und er spielt in einer anderen Welt, im Berliner Winter, den er echt gut eingefangen hat. „Davids letzter Film“ ist ein page-turner, der in einer englischen Übersetzung vermutlich noch gewinnen wird.

(Beim Buch-Cover graust es mir gerade ein bisschen. Aber nicht im guten Sinn.)

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