WARUM MAN IN KREUZBERG EIGENTLICH KEINEN FERNSEHER BRAUCHT

Am Samstag im Supermarkt stelle ich mich an der Kasse an. Drei Wagen vor mir eine randalierende Obdachlose, die mit Karte zahlen will, aber ihr Limit ist überschritten, was zu einer endlosen Keiferei ihrerseits führt. Die Kassiererin bleibt gelassen, die Wartenden in der Schlange ebenso. Selbst ich. Was ja auch mal ein Beinahe-Satz ist, der für Blogger-in-Therapie konzipiert scheint. Selbst ich. Selbst ich bekomme keine Unruhe, wie in Schlangen sonst üblich, sondern konzentriere ich mich auf das Drama. Nachdem die Karte abgelehnt wurde, nimmt die Kassiererin ein paar Büchsen Bier und eine Billig-Creme vom Laufband, was bei der irren Obdachlosen nicht auf Gegenliebe stößt. Irgendwann verschwindet sie schreiend. Kaum, dass der nächste Kunde abkassiert ist, betritt die Irre wieder den Supermarkt und ich erwarte dass sie ein Messer zückt und auf die Kassiererin losgeht. Stattdessen rauscht sie an uns vorbei und verlangt nach dem Karton mit ihren Einkäufen.
„Ein Bier. Und geben Sie die UV-Hautcreme!“
Die Kassiererin, nach einem bestätigenden Blickwechsel mit der Schlange, tut, wie ihr befohlen.
„Jetzt weiß ich nämlich, warum die Karte nicht ging. Es war nicht genug Guthaben!“
Die 3 Euro 30 werden anstandslos abgebucht.
„Dann sehen wir uns morgen beim Myfest!“
„Kann ich nicht versprechen. Ist Walpurgisnacht. Da muss ich auf meinem Besen reiten.“

Als ich an der Reihe bin lege ich ihr 65 Cent aufs Laufband. „Meine Karte geht auch nicht, aber ich hab´s passend.“

4 Gedanken zu „WARUM MAN IN KREUZBERG EIGENTLICH KEINEN FERNSEHER BRAUCHT

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