Das Haus nur zwei Mal verlassen. Einmal weil Cola aus war, dann Prosecco. Auf den Straßen attraktive Männer. Erschreckend attraktive Männer. Logisch, weil ich ja ungeschminkt und in Balkonkleidung unterwegs bin. Ein bisschen Horror-Roman, Dösen, Weißwein auf Eis. Als die Sonne die Terrasse verlässt und übers Dach wandert, weise ich Roomie auf das Flachdach hin, auf das man mit einem beherzten Schritt von der Oberkante der Leiter kommt. Leider immer nur einer, weil der andere die Leiter halten muss. Nur mit einer Unterhose bekleidet, irritiert der Mitbewohner die türkische Balkonsitzerin von schräg gegenüber.
„Don´t worry. That´s why they called it a ballcony in the first place.“
Als wir mit Singen und Tanzen anfangen, gibt es aus mehreren Wohnungen gegenüber Thumbs up, auch wenn unsere Musikauswahl gewagt ist. „Don´t cry for me Argentina“, „Wuthering Heights“, „One day I´ll fly away“. Das „Elephant Love Medley“ beherrschen wir beide mittlerweile gnadenlos perfekt. Irgendwie passt es choreographisch sehr gut, dass Nicole in einer goldenen Satinhose auf einer Malerleiter steht, während Ewan in einer gestreiften Unterhose vom Dach zu ihr herabsingt. „Queen of Denmark“ ist mittlerweile auch ein beliebter Standard, den auch die Nachbarschaft kennenlernen sollte. Spätestens seit „Mamma Mia“ weiß man ja, dass Gesellschaften, in denen singend kommuniziert wird, heitere Gesellschaften sind. Ich kann das bestätigen und weiter empfehlen.
„Eigentlich sollte ich mein Zimmer aufräumen.“
„Ja, Du solltest Dein Zimmer aufräumen.“ Dann muss ich lachen. „Das ist ein Satz, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich ihn mal aussprechen würde – „geh, räum Dein Zimmer auf!“ Aber den Geräuschen nach zu urteilen, die Du gemacht hast, als Du heute morgen nach Hause kamst, bist Du zwei Mal über etwas gestolpert und zu Boden gegangen.“
Und dann lachen wir wieder und singen noch ein bisschen weiter. Wenn der Frühling so weiter geht, kann ich nicht klagen.