DÉMONS ET MERVEILLES

Hetze übe die Friedrichstraße, in der sich schlecht Gekleidete und Schalke-Fans tümmeln*, um noch schnell bei Dussmann die Verlagsvorschau zu besorgen, Fehlanzeige, sie haben sie noch nicht, wieder zurück, noch schnell in den Diamant-Shop, wo es Prozente auf alles gibt und ich jetzt fast 2 Monate ohne meinen Signature-Smell gelebt habe und es war, wie wenn eine Farbe in der Aura fehlt. Die älteste Freundin getroffen, schnell eine geraucht, Informationsabgleich, Givenchy aufgesprüht, weiter. Zur Lieblingsdänin, dort schnell Balkonblumen aus dem Laden gegenüber abgeholt, Discman und Ipod klargemacht, und dann Richtung Ufer, über die Brücke, die ebenfalls übervölkert ist, dann auf der anderen Seite runter und den zweiten Katewalk gestartet. Die gleißende Sonne und die Flackerlichter, die sie auf dem Wasser verursacht ein ganz anderes Szenario als die Mondacht am Mahnmal, aber auch nicht unpassend. Die Lieblingsdänin lacht immer wieder erfreut und spielt mit den Händen die sensible Percussion mit. Steve Gadd, ein Held. Zu den letzten Liedern sitzen wir im Gras, irgendwo hinter dem Spreebogen. Schauen auf Wasser, Boote, das tiefe Grün der Bäume, Passanten. In den Pausen zwischen den Liedern Statusabgeich. Zu Rubberband Girl muss man laufen, also machen wir uns auf den Rückweg. Das Lied ist vorbei und vor uns ein Restaurantboot und wir essen und trinken und rauchen Selbstgedrehte und die Unterhaltung springt, wie immer, hin und her, ist allerdings so lang, dass wir thematisch mäandern, und eigentlich geht es vor allem um Liebe, Kunst und Dämonen und wie man das alles gesund sortiert bekommt. Sie warnt generell vor Dämonen, ich schreibe meine Dämonen, um sie still zu kriegen, und doch springt immer mal wieder einer einem ungefragt ins Gesicht. Dann fängt sie a „Nature Boy“ zu singen: „There was a boy, a very strange enchanted boy, they say he wandered very far, very far, over land and sea…“ Und ich helfe an den Stellen, an denen ihr der Text nicht einfällt. Sie fragt mich, ob ich für sie nicht etwas schreiben möchte und ich sag erstmal nein. Sie ist ein so anderer Mensch als alle anderen, dass ich es mir nicht zutraue. Einen Tag später denke ich – warum nicht mal versuchen? Vielleicht ist es die beste Art und Weise, jemanden vorzustellen, wenn man versucht, seine Sichtweise zu begreifen und ein paar Schritte in seinen/ ihren Schuhen zu laufen.

Ja. Es heißt tummeln. Sieht aber nicht halb so gut aus wie „tümmeln“. Tröll Dich, Deutschlehrer!

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