BELLA BELLA BELLA MARIE

Ein schäbiger kleiner Sonntag war das, nachdem der „Schneemann“ von Nesbo ausgelesen war. Auf so ein Finale kann nicht gleich ein neues Buch folgen und so beschäftigte ich mich mit meinen Roman-Notizen. Danach fand ich partout keinen Film, den ich anschauen wollte und entschied mich dann doch für „Schwarze Schafe“, der mich dann am Schluss ärgerte – Erektionen und Schlachtensee, beides wäre schön gewesen und der Regen kam eh viel später als prognostiziert – ich hätte ruhig aufs Wasser gehen können.
Den Rest des Tages versaute ich mir mit dem Sinnieren darüber, dass andere Menschen viel mehr haben als ich, insbesondere Geld und Liebe, und nicht damit umzugehen wissen, es ist also verschenkt an sie. Kennen Sie das, dass man Rentnerinnen auf den Straßen sieht, die viel Geld für wirklich geschmacklose Kleidung und absurde Frisuren ausgeben und trotzdem Scheiße aussehen, da hilft auch keine Fuchsia-farbige Capri-Hose in 56. Gerry Weber lebt von sowas. Das waren so meine Gedanken. Meinen Balkonpflanzen gefällt das, wenn ich so bin, die lieben graue Aura, der Balkon sah nie besser aus und die Ameisen haben offenbar zu den Nachbarn rübergemacht wegen der Stimmungslage hier. Ich habe dann der Rose ein paar Blüten abgetrennt und in der Wohnung aufgestellt, fühlte mich aber trotzdem nicht wie Martha Stewart, die wahrscheinlich auch gerade irgendwo in eine Capri-Hose pupt. Maggie Smith würde nie eine Capri-Hose anziehen, außer sie muss so jemanden spielen. Mutter Beimer, ja, Maggie Smith, nein. Danach dachte ich mir, homöopathisch, geh zum Spango ins Archiv, der hat die besten schlechte-Laune-Texte, aber statt in gut formulierter schlechter Laune zu baden, las ich den Text, in dem er berichtet, wie er im Nachlass seiner Mutter neben den Rezepten des „Perfekten Dinners“ Ausdrucke seiner Blogbeiträge fand, da musste ich weinen.

Ja. Nein. Es ist nicht schön, gerade. Und das ist auch der Grund, warum ich nicht auf Emails antworte, Airen, es ist keine Missgunst, ich meld mich wenn´s besser geht. Und jetzt, wo ich mich ausgekotzt habe, werde ich den Tag damit verbringen, gute Laune zu spielen. Falls Ihnen heute eine Frau über 60 in Capri-Hosen begegnet – gehen Sie zu ihr und sagen Sie „Glam spuckt auf Dich.“ Vielleicht fühlen dann wenigstens Sie sich besser. Das wäre immerhin was.

3 Gedanken zu „BELLA BELLA BELLA MARIE

  1. glamourdick

    REPLY:
    da komm ich erst zu, wenn ich meine applikationen auf den angorapulli gemacht hab und mein offenes bein mit franzbranntwei eingerieben habe. scheiße, eierlikör ist schon wieder alle. und haarbruch seit der letzten dauerwelle. dann noch der schatten auf der lunge von 55 jahren haarspray und die wetterfühligkeit seit dem oberschenkelhalsbruch.

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