KOPFTÜCHER FÜR KNOFI

„Du HURENSOHN!“ schreit sie mir aus dem Autofenster entgegen, ihre spitzen dünnen gotischen Augenbrauen von der wütenden Stirn ganz zerfurcht.
Ich bin so perplex, dass mir spontan gar nichts einfällt, außerdem hat sie ihre Mutter auf dem Beifahrersitz, man ist ja immer noch irgendwie Gentleman, also zeig ich ihr nur den Finger. Vielleicht sollte ich etwas ermutigendes sagen wie „Super, dass man Dir den Führerschein gegeben hat, wieviel Mal musstest Du denn durch die Prüfung? By the way – beim Spurwechsel blinken, Schätzchen, dann fährst Du mir auch nicht in den Wagen.“ Oder „Super, dass Du, anders als Deine Religionsschwestern mit Kopftuch, etwas offensiver mit der Fahrsituation umgehst.“ Oder „Ich bin faktisch kein Hurensohn, nur eine Schwuchtel, aber ich stecke keine Familienmitglieder an und nenne das dann Ehre.“ Aber all dies fällt mir in dem Moment nicht ein, leider, und sie fährt mit quietschenden Reifen weiter. In ihrem Firmenwagen. Auf dem der Name einer in Kreuzberg ansässigen Kette türkischer Delikatessenläden steht, die für ihre Pasten und die Unfreundlichkeit ihres Personals bekannt ist.

Zufälligerweise ruft am Abend der einzige türkische Mann aus meinem Bekanntenkreis an. Er hat gerade am eigenen Leib Erfahrung mit türkischer Wut gemacht hat.
„Das war doch keine gute Muslimin, oder?“
„Nein, sie hat sich vermutlich mit dem Teufel eingelassen. Oder dem Internet.“
„Ist ja eins.“

5 Gedanken zu „KOPFTÜCHER FÜR KNOFI

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