EINFACH. GNADENLOS. GUT.

Und noch ein Film zum Nochmalanschauen. „Weekend“. Spon war ja ganz enthusiastisch – einer der größten Liebesfilme 2011 oder so. Und hatte gewissermaßen recht. Ein kleiner Film, der groß aufgeht. Realismus, so echt, wie er für einen deutschen Film undenkbar wäre. Das ist fast dänisch. Nein. Das ist hyperdänisch, allerdings auf Britisch. Erzählt wird die Kennenlerngeschichte zweier Menschen, die zufällig homosexuell sind und all das machen, was Schwule so tun, die sich über den Weg laufen. Erst wird geknutscht und gesoffen, dann gibt es Sex, dann bleibt er über Nacht und es gibt Kaffee im Bett, wo erst einmal die vorhergehende Nacht rekonstruiert wird. Aber dann kommt die zarte Wendung. Der Fick von letzter Nacht holt ihn am nächsten Tag von der Arbeit ab. Und es wird noch ein Tag und eine Nacht gemeinsam verbracht, bevor…
Die Figuren sind von einer Wahrhaftigkeit, dass man nicht das Gefühl hat, einen Film zu schauen. Die Biografien der Protagonisten sind in wenigen Gesprächsminuten so echt gezeichnet, dass – argh. Einfach gnadenlos gut.

Was der Film außerdem bewirkt – er erzeugt eine Wärme inmitten einer kalten Welt, verleitet einen zu Empathie für die beiden sehr unterschiedlichen Männer. Er reißt Themen an, die man vielleicht für verarbeitet hält, die aber – das merkt man spätestens, wenn einem die Tränen über´s Gesicht laufen, nie als „verarbeitet“ betrachtet werden können, sonder als „bewältigt“. Als Charakter-formend und prägend.

Im Film selbst kommt das Sujet „Kunst von Schwulen“ zur Sprache. Die würde eh nur von anderen Schwulen zur Kenntnis genommen. Bei kaum einem Film würde mich das so ärgern wie hier. Denn selten ist eine schwule Geschichte treffender gezeichnet, ich sehe in diesem Film Aspekte meiner Realität beschrieben. Und es gibt spezifische Komponenten, in denen eine Beziehung zwischen Männern sich doch arg von gemischtgeschlechtlichen Beziehungen unterscheidet. Sie haben mit Identität und Selbst-Akzeptanz zu tun. Mit Testosteron und Außenseitertum. Wenn es Sie also interessiert, wie das bei Schwulen so abgeht. Oder wenn sie einfach mal einen intelligenten, zeitgenössischen Liebesfilm sehen möchten. „Weekend“.

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