DIE GEHEIMEN PLÄNE DER ELEPHANT LIBERATION ARMY

Der Plan sieht vor, dass GlamourDick am Freitag pünktlich um 7.30 Uhr aufsteht, damit er spätestens um 9.30 Uhr das Haus verlassen kann. Zuvor wird Karstadt angerufen, ob das Objekt vorrätig ist. Wenn nicht, muss er wohl oder übel nach Neukoelln. Egal. Für das Objekt würde er auch nach Gera oder Neubrandenburg reisen. Etwa zur selben Zeit am Ereignishorizont: Feldflaschen werden gefüllt, Butterbrote mit vegetarischen Aufstrichen belegt. Je nach Klima, wird nach Regenjacken gesucht. Sonnenbrillen gehören in jedem Fall ins Gepäck – es muss mit Anfällen großer Rührung gerechnet werden.
Zeitnah in Neukoelln eilt ein schwarzgewandeter Glam die Gänge des übel ausgeleuchteten Mediamarktes entlang, da Karstadt vermutlich wieder gepennt hat. Das Objekt wird in dreifacher Ausfertigung gekauft, möglicherweise auch vierfach – man geht kein Risiko ein.
Rote Ampeln ignorierend rast ein silberner Hyundai von Neukoelln nach Friedrichshain, parkt erratisch. Der Koffer mit den Objekten wird in das neue, extra für diesen Zweck weißgestrichene Zimmer getragen, die Objekte im Mac gerippt – vielleicht die längste halbe Stunde im Leben der beiden Protagonisten. Mit zitternden Händen und heißen Kabeln werden zwei Ipods präpariert. Auf Telefonanrufe, Mitbewohner, Nachbarn kann nun keinerlei Rücksicht mehr genommen werden. Mobiltelefone werden achtlos auf den Boden geworfen. Die Protagonisten eilen zum Wagen, die Ipods beben und stöhnen vor entrückter Erwartung. Ein Park muss her, ein Wald, ein Fluss, ein Fleck Sensualität in der Haupstadt wird angesteuert. Mit weichen Knien und emsig pochenden Herzen verlassen die Protagonisten das Gefährt, betreten Land, schauen Luft, Erde, Wasser, sich tief in die Augen, steuern die Geräte aus, drücken zeitgleich auf „Play“, reichen sich die Hände und stürzen kopflos, ganz Herz und Seele in die Welt von „Aerial“.
Und dann.
Die Eiszeit ist vorüber.

zooportal

Sie werden sich nicht erinnern, wie sie es dorthin geschafft haben, aber hier stehen sie am Elefantenportal des Berliner Zoos. Etwas asynchron singen sie Kate Bush und wogen rhythmisch-hexig die musikalisch durchströmten Arme. Der Stein erweicht, die Elefanten erheben sich und strecken die Glieder. Sie haben viel zu lange gekniet. Jetzt ist man gut gerüstet, Lucky aus seinem Büro zu entführen. Zu dritt mit zwei liberierten Elefanten geht es dann weiter zum Kanzleramt, wo sich bereits die über Berlin verstreuten Kate-liebenden ELA-Mitglieder eingefunden haben. Einige haben bereits einen Elefanten befreit, andere freuen sich über die bevorstehende Aufgabe.
Es ist ein langer Tag, es ist ein Tag voll poetischer Ekstase. Ein Tag, an dem dunkle Haaransätze von selbst erblonden.
Und dann und wann.
Debbie Harry wird dabei beobachtet, wie sie aus einer Lidl-Tüte Rubine, Smaragde und Ecstasy-Pillen auf die Befreier regnen lässt. Ein gekaperter TV-Aufzeichnungswagen beschallt nun die Elephant-Liberation Army und begleitet die Tausendschaften aus der Stadt, der nächste Zwischenstopp wird eine Insel in der Themse sein, die Bush-Familie zu grüßen, dann ist der Londoner Zoo an der Reihe und sicherlich läuft man auch irgendwann Ines Schreiber über den Weg.
Ja, so wird der Freitag.

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten TÄNZERN, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

10 Gedanken zu „DIE GEHEIMEN PLÄNE DER ELEPHANT LIBERATION ARMY

  1. frankburkhard

    die schönste Nebenwirkung des Internet. Leider etwas aus der Mode gekommen, würde ich sie gerne zum Katemas reaktivieren und zwar genau wie oben beschrieben, Menschen, die vorm Kanzleramt „Aerial“ eurythmieren…meldet sich freiwillig ein Organisator? ich muß noch mein Regal weiß bekleben, damit der Rip-Tempel am Freitag konsitent erstahlen kann, während sich IHRE Musik in den iMac ergießt und dann noch so anderen Job-Kram.

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  2. burnston

    Da wittert aber jemand Morgenluft.
    Ich hoffe, das findet alles Freitag tagsüber statt, denn abends spielen die elephantösen The Sealevel auf der Hoppetosse. Glam erwünscht!

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  3. glamourdick

    REPLY:
    aber hallo! multitasking! du kannst ja wohl ein regal weißen und dabei ein bisschen netzwerkeln. man könnte z.b. beim homeground-forum zur kanzler-kate-elephant-eurythmie aufrufen. aber nachher sind das alles so bekloppte wie wir und ich weiß nicht ob das dann ein overkill wird, bzw ob wir mit rechtlichen konsequenzen oder sozialpsychiatrischem notdienst zu rechnen haben. wobei – letzteres hat mich ja noch nie vor etwas bewahrt, so why stop now?

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  4. glamourdick

    REPLY:
    aufm boot! das ist natürlich in der tat ein reizender gedanke. je nachdem wieviele elefanten wir befreit kriegen (und das boot tragen kann) käme ich da vielleicht sogar hin. aber der freitag, so akribisch ich ihn auch geplant habe, birgt viele elemente von überraschung und distraktion. mal schauen.

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  5. glamourdick

    REPLY:
    „hopptosse“ ist niederflämisch für „beeil dich, altes mädchen!“ nein. es ist dänisch und heißt „spring und werfe“ – das ist da in der gymnastik so eine ähnliche übung wie „schöpfen und streuen“ bei uns.
    nein. es ist ein boot, ein kunterbuntes boot, und das liegt an der spree, kein äffchen und kein pferd oh weh! ein boot, das was bietet. freitag: sealevel.
    und es heißt hoppEtosse. die hätten sich auch nen anderen namen einfallen lassen können. aber das ist mittelhochitalienisch für „lasst alle hoffnung fahren“. infernalisch!

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