Fahre durch den Frühlingsmorgen, es regnet, was nicht schlimm ist. Bin ja schon dankbar für die angenehme Temperatur. Wieder Nena im Ohr, weil es sich so stramm marschieren lässt zu „Willstumitmirgehn“- Sie wissen es ja. Dann kommt „Liebe ist“, während ich dem Stau entkomme und da scheint die Sonne, da lacht das Leben, da geht mein Herz auf, und eh ich groß denken kann, oh Mann ist das peinlich, laufen mir zwei Tränen über das L´Oréalisierte Gesicht, weil ich an jemanden denke, den ich sehr lieb habe und der gerade sehr weit weg ist und für dessen Existenz ich dankbar bin, weil er mir ein Bruder ist obwohl er eine andere Mutter hat. Ja. an manchen Morgenden überrumpelt einen die Lebensfreude hinterrücks und mit ganz seltsamen Aufwallungen und Anwandlungen.
Und im Kiosk bezahle ich wieder mit einem 50er und entschuldige mich, worüber ich meine Zeitung vergesse. (Am Arbeitsplatz ist seit „In Touch“ der Kampf um das obskurste Druckerzeugnis entbrannt. Ich werfe die „Freizeitwoche“ ins Feuer. Schlagzeile:““Unfassbar: Hilde Knef: Zieht man so über Tote her?“). Beim Bäcker bedient heute die Andere und als ich mein Croissant entgegen nehme, (weil die Richtige nicht da ist gibt´s heute kein Käsebaguette), öffnet sich die Tür und Frau Kiosk hastet herein und händigt mir meine „Freizeitwoche“ aus, lächelt verständnisvoll wie der RegenbogeNsticker auf ihrer Kiosktür, und geht wieder zurück zu ihrem Kiosk mit dem Regenbogensticker. Ich kaufe einen Apfelkringel und bringe ihn ihr vorbei, und nicht wegen Karma, und sie freut sich sichtlich. Frühling eben.

Ich habe ja noch nie die „Bäckerblume“ gelesen, was ich schon immer mal wollte. Apfelkringel habe ich auch schon lange nicht mehr gekauft und auch schon eine Weile nicht mehr mit einem Fünfziger bezahlt. 🙂
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ich habe mal einen gedichtszyklus geschrieben – die bäckerblumen des bösen. auf dem cover war ein hasenpuschel abgedruckt. ich muss mal suchen, ob ich das finde, ist ja bald ostern.
frei nach baudelaire?
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ja. guns fry.
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I worship Robert Gernhardt ja heute noch für die „Blusen des Böhmen“. Und puschelbedeckte Gedichtzyklen sind das seltene und umso prickelndere Badesalz in der Hechtsuppe des Lebens.
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und die zieht, und die zieht…
Achtung, Hechtsuppe im Verzug. 🙂
Übrigens: Ich hab mich ja um wissenschaftliche Belegung Deiner Anfrage von gestern bemüht. 😉
true urban romance, darling!