SAG BEIM ABSCHIED „LOUSY SERVICE“ oder BEACH WHORES CONTRA BAR WARS

„Als ich das erste Mal auf die Insel kam und auf meinen Wagen wartete, habe ich den schönsten Menschen gesehen, den ich je gesehen habe. Schön. Im Sinne von unfassbar schön. Und seitdem liebe ich die Insel.“
„Das kenne ich. Kurz vorm Abflug war ich mal am Strand. Und da saß ein Mann auf einer Klippe und ich musste weinen, so schön war der.“

Cap des Falco ist ein kleines, schmuckloses Restaurant, das mit einem der schönsten Sonnenuntergänge Ibizas aufwarten kann. So hatte ich es zumindest in Erinnerung. Als wir am Dienstag dort waren, hatte sich einiges verändert, man hatte Cap des Falco aufgefufft und zwar komplett. Ein charmanter Loungebereich, aufgeschütteter Sandstrand wo früher Kies war, zwei Strandbars und – auf den ersten Blick am eindrucksvollsten – Barpersonal (sechs Frauen, sechs Männer) von so unglaublicher Schönheit, dass man hätte annehmen können, sich bei einem Fotoshoot für eine Dolce Gabbana-Kampagne zu befinden. Ich sah den schönsten Mann, der alle zuvor gesehenen schönsten Männer in den Schatten stellt. Man stelle sich vor, Sophia Loren habe mit Winnetou geschlafen oder auch mit Senta Berger und ihr Sohn sei unter die Surfer gegangen.
marco
Patriziergesicht in Indianderbraun, gleißende Augen, von der Sonne aufgehelltes Dunkelhaar, ein schlanker, sehniger Körper und schick bunttättowierte Waden. Zum Reinbeißen. Dass es bei solchem Aussehen ein wenig an gastronomischen Fähigkeiten und Fertigkeiten mangeln konnte, darüber sah ich hinweg. Zunächst. Nicht jeder in Spanien beschäftigte Kellner muss wissen, was ein Shanti ist (Bier mit Fanta). Und man kann die Fanta durchaus schon mal mit der Sprite-Flasche verwechseln – who cares? Und Caipirinhas brauchen Rohrzucker nicht zu knapp – besser das Glas halbvoll machen. Dass dieser diabolisch engelsgleiche Prachtkerl nicht aus dem wirklichen Leben war, wurde uns schnell klar. Denn Cap des Falco wurde als Location für ein neues italienisches TV-Format genutzt. Er und die anderen Barhengste- und Stuten waren die Stars von „Bar Wars“ – und hatten die Aufgabe, unter Beweis zu stellen, was für geniale Gastronomen sie sind. Leider war an diesem Tag, noch früh in der Produktion, noch viel für sie zu lernen. Dass man Gäste bedient, zum Beispiel. Dass man nach einer Stunde durchaus überprüfen könnte, ob noch alles zur Zufriedenheit ist (war es nicht.)
Auch wenn das Set einer Lounge-Bar überaus präzise inszeniert war, entsprach die Stimmung nicht dem Look. Bei einem wuselnden italienischen Fernsehteam war es nicht gut chillen. Unser Unmut wuchs mit der Wartezeit und angesichts der (ebenfalls renovierten) Getränkepreise. Langsam erschlosss sich uns auch das perfide Spiel, das die Produktionsfirma mit uns trieb: Man missbrauchte uns als Gratisstatisten für eine Endemol-Produktion. Und dass, wo unsere Bräune noch nicht telegen ausgereift war! Sacrilege, Darlings! Nicht genug damit, verlangte man für schlechten Service und falsch kombinierte Getränke auch noch einen Obulus! Nicht mit Glam!
„Excuse me young gorgeous-looking man – do you really expect us to pay for the drinks?“
„Huh?!“
„I mean – could we pay with Monopoly-money for instance?“
„Scusi?“
„Yes. You should be sorry for this lousy service.“
„You pay. You must pay.“
„Is there anyone around from the production?“
„Si si, there.“
Enter wichtige Klappbrettfrau, professionell lächelnd.
„Excuse me – do you expect us to be free extras on your show? Do you really expect us to pay to be in your show??“
Klappbrettfrau überlegt, lächelt lucreziaborgianisch.
„No English.“
Exit the Krawallschachteln. No English, no full pay.

Zwei Tage später, an einem anderen Strand liegen fünf Freunde in der Sonne und lassen es sich gut gehen. Die weiße Sangria perlt, die Bräune tunet sich fein, das Meer rauscht pittoresk – ambient Ibiza. Und Geburtstag habe ich auch noch!
„Kennst Du die schwarze Gabi?“
„Ist das ne Kneipe?“
„Nee. Ne Freundin von Ria.“
Jemand legt eine Illustrierte beiseite. „Ich wünsche mir ein Hautpflegeprodukt mit dem Namen Kriegswirren.“
Idylle pur also. Dann Geräusche. Italienische Geräusche. Ein Sangria-Becher landet im Sand und ärgert sich, dass er nicht scheppern kann. Denn dem Scheppern der Fernsehcrew gehört einiges entegegengesetzt, entschließen sich die Bar-Warrior doch, sich direkt vor uns niederzulassen, sechs Jungen und sechs Mädchen, zwei Teameretten, Produktionsassistenten und wichtige Klappbretthalterinnen und Halter. Üppig aufgemoppte Titten werden freigelegt, die Jungs zeigen, dass sie auch in Bade- und Unterwäsche halten, was ihre V-Kreuze und Blitzfressen versprochen haben. Geile Fassaden. Und trotzdem.
„Kuck ma die Braunhaarige im G-String – hast Du schon mal solche Narben gesehen?“
„Nee. Aber auch noch nie so unrealistische Titten, kuckma die Wölbung, sogar im Liegen.“
„Seit wann gehen die eigentlich nicht mehr über die Achseln rein?“
Kennst Du denn jetzt die schwarze Gabi oder nicht?“
„Ist noch was zu trinken da?“
„Jetzt holt er seine Eier raus – kuckmal.“
Und obwohl eine der Bar-Warrioretten des Deutschen mächtig ist und ihren gegnerischen Kollegen dann und wann unsere Kommentare übersetzt, halten sie es anderthalb Stunden aus, bevor sie wieder abscheppern und ihre Luxuskörper in die Kameras halten. Vermutlich zahlen auch sie to be on the show. Intelligenzbestien sind sie wahrlich nicht. Merke: Glamour ohne Geist geht gar nicht. Aber alles Gute für die Show wünschen die Beach Whores den Bar Warriors natürlich. Wir sind ja faire Player.
beachwhores

11 Gedanken zu „SAG BEIM ABSCHIED „LOUSY SERVICE“ oder BEACH WHORES CONTRA BAR WARS

  1. glamourdick

    REPLY:
    aber es werden doch ständig welche rausgekantet, wie bei big brother. vielleicht war es ja sein erster tag.
    vielleicht haben sie versehentlich die chiringuitos abgefackelt (cocktails flambierend) und deshalb ist die seite down.

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  2. raketenprinz

    „sag beim abschied …“
    da lag der prinz unterm tisch. es gibt ja sooo viele abschiedsituationen, auf die das passt.

    und dennoch: der prinz ist sooo neidisch!

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  3. glamourdick

    REPLY:
    don´t be neidisch. because ich bin nicht nur neidisch sondern put to shame regarding your polish activities. ich muss irgendwie mit, weiß aber nicht wie ich es organisiert bekommen soll. aber ich muss. irgendwie.
    by the way – das felsenmannzitat stammt von herrn christian b. (dem, mit dem du nach warschau fährst)

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  4. larousse

    Mit so einem schnuckeligen Italiener läst sich doch zur Not auch non-verbal kommunizieren.
    Ganz anders die Franzosen: No english No italien. No spanish No german. Und zu allem Überfluß: no sex-apeal…
    Ich weiß, wovon ich spreche!

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  5. glamourdick

    REPLY:
    aber ellen dellen in seiner jugend war doch ganz entzückend!

    (ich habe nur so einen bösen text verfasst, weil die barschlampen kein sexuelles interesse an mir bekundet haben. bin halt auch nur ein dick.)

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