GLAM IM FINSTREN TAL DER SUPERPUPPEN

dolls

Es ist zugegebenermaßen nicht gerade einer der besten Filme, die die amerikanische Filmindustrie in den späten 60ern hervorgebracht hat. Ich muss sogar gestehen, beim ersten Betrachten (angehypet durch einen Artikel im Vanity Fair) schlichtweg gelangweilt und genervt gewesen zu sein. Die Erwartungen waren zu hoch. Gestern dann, weil ich alle meine DVDs schon mehrfach gesehen habe, eben außer dieser einen, „Valley of the Dolls“ eine zweite Chance gegeben. Und siehe da, wenn man davon ausgeht einen Film mit miesen Dialogen, krassen Brüchen in der Charakter- und Handlungsführung und mit fehlbesetzten Hauptrollen zu sehen, dann kann man viel Vergnügen haben.
Susay Hayward als Broadway-Diva Helen Lawson verdankt ihren Part der Unzuverlässigkeit Judy Garlands (wegen Drogen immer zu spät am Set), die wiederum Pate stand für die Rolle der Neely O´Hara, gar nicht mal schlecht gespielt von Patty Duke. Ganz fehlbesetzt ist die in diesem Beitrag namentlich fallengelassene Darstellerin der Anne Wells. Sharon Tate will auch nicht so recht als Busenwunder funtkionieren, und trotzdem ist es ihr immer etwas marihuanesker Schauspielstil (als habe jemand ein Licht in ihr anzuknipsen vergessen), der sie stoisch den kruden Passionsweg ihrer Filmfigur (Sexbombe heriratet Crooner, der an irgendeiner hirnzersetzenden Krankheit leidet, dreht Nacktfilme in gay Paree, um seinen Klappsmühlenaufenthalt zu finanzieren, dann Diagnose Brustkrebs, schließlich konsequenter Selbstmord) manövriert und dem Film so etwas wie Tragikkomik verleiht. Insbesondere die Anrufe ihrer Mutter sind durchweg erheiternd. (Tate vor dem Spiegel, Arme angewinkelt und extrem lustlos, geradezu überdrüssig vor und zurückschiebend, Telefonklingeln. Sehr lustlos und überdrüssig, Tate: „Oh hello Mother. Yes. I AM doing my breast exercises.“ Kurzes Gespräch. Tate zurück zum Spiegel. Abbruch der Übbung, Licht aus. Tate: „Oh what the hell. Let them droop.“)

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(Möglicherweise sehen wir hier den wahren Grund, warum Judy die Rolle der Helen Lawson nicht übernahm: die Haarteile. Doch auch an Susan Hayward sahen diese nicht minder grotesk aus.)

Genau so übel wie die Sets (stuffy, dark, übermöbliert) chargieren die männlichen Darsteller. Ihr Karriereverlauf brachte sie vermutlich vom Tal der Puppen direkt auf die Shiloh Ranch.

Und trotzdem, wie gesagt – der Film macht durchaus Spaß, wenn man weiß, dass man keine Perle der Fimkunst vor sich hat sondern einen visuell düster aufgemotzten Kolportageroman, dessen Drehbuch von Konsalik oder Konsorten noch einmal auf maximale Dehnung hin überarbeitet wurde. Dazu empfehle ich Rotkäppchen halbtrocken mit trockenem Apple Cider auf Eis. Und habe Lust bekommen auf die TV-Mini-Series, die Hollywood in den 80ern aus „Valley of the Dolls“ verbockt hat.

12 Gedanken zu „GLAM IM FINSTREN TAL DER SUPERPUPPEN

  1. lore.berlin

    Ich rate mal. Meinen Sie mit der TV-Mini Serie Paperdolls aka Karussell der Puppen ? Ganz großes Kino. Dack Rambo, Morgan Fairchild und die ganz junge Nicollette Sheridan. Die dürfte ruhig mal wieder im Fernsehen laufen.

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  2. glamourdick

    REPLY:
    die kenn ich nicht! hörrt sich aber spannend an. ich meine die verfilmung mit veronica hamel, catherine hicks und lisa hartmann. (mit letzterer gab es ein wiedersehen in der malibu road!)

    http://www.imdb.com/title/tt0082573/

    and look at this: eine 90erfassung!!! her damit!!!!:

    „A fascinating soap opera loosely based on Jacqueline Susann’s novel and updated for the 1990’s., 8 October 1998
    Author: Katherine C. from Hollywood, California

    This syndicated soap (which tried to push the current boundaries for nudity on television, especially when it comes to males) was test-marketed for 13 weeks in selected cities, including Boston and Atlanta. The combining of the original plotline with 90’s sensibilities, along with warping a few relationships (Helen Lawson, who in the movie and novel was a huge Broadway star for whom Jennifer North appeared as a showgirl is now Jennifer’s mother and a movie star!) New World basically cancelled the project before it was aired, but those original 13 weeks were adult soap opera at it’s most interesting. Of special note is that I believe this soap was the first portrayal of a functioning and healthy gay relationship between two men. Ahead of it’s time, I hope this show doesn’t disappear into oblivion.“

    (source: http://www.imdb.com/title/tt0128898/)

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  3. lore.berlin

    REPLY:
    Die kenne ich leider nicht. Die Schauspieler schon. Lisa Hartmann aus unter der Sonne Kaliforniens…Das waren noch Zeiten.

    Hört sich aber auch interessant an. Gab es die je im deutschen Fernsehen ? Ich wünschte mir, alle meine Lieblingserien, der 80 iger Jahre sollten endlich auf DVD erscheinen. Ich würde sie alle kaufen. 🙂

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  4. Skurrile Waage

    manches muss gelegentlich mal raus.

    Zum Beispiel ich aus Kiel – das hat Anfang Juni funktioniert, allerdings in die *andere* Metropole. Dann ganz bestimmt und ganz doll lange der Globaldank für alles, dessen ich in Ihrem Blog teilhaftig werden darf. Auch zwei Konkreta, die ich Ihnen sonst wieder monatelang nicht schreibe (blogisch befinde ich selbst mich ja noch im November 2005).

    Sie schrieben gelegentlich sehr freundlich über Ms. Bankhead. Natürlich gehört zu Ihrer umfassenden Bildung auch ein ebensolcher Plattenschrank, vielleicht trage ich also hiermit Pfannkuchen nach Berlin (äh… norddeutsche Polyglotteslästerung). Jedenfalls verfüge ich über die Sicherheitskopie einer Tallulah-CD „Give my regards to Broadway“; in diesem Fall trifft Ihre Auffassung, dass Hr. F. lediglich reproduktiv tätig sei, zu. Deren Hinterlegung bei Ihnen böte ich Ihnen gerne an.

    Zweitens wohnte ich mit Freuden Ihrer Lesung bei – und mit Freund. Für mich sehe ich da wenig Schwierigkeit – den 4.9. bin ich trotz Probezeit arbeitsbefreit und folglich für den gesamten 3. aufenthaltsselbstbestimmt. Ob dies auch für mein blondes Leben gilt, ist eher fraglich. Herr E. scheut depressionsbedingt vor Großstädten wie öffentlichen Veranstaltungen. Also werden wir das Wochenende im weiteren Umland verbringen; er ist den Schmelztiegelverzicht locker wert. Wenn dann Ihre nächstgrößere Stunde naht und Herr E. teilnehmen mag, gibt es dann noch eine Karte? Oder ist schon so ausverkauft, dass ich zwei buchen und notfalls die übrige verschwarzmarkten sollte? Dürfen Hamburger überhaupt vorbestellen?

    Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen, freundlichen Gruß aus der Freien und Hansestadt,

    Ihre Skurrile Waage.

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  5. glamourdick

    REPLY:
    zwei ganze lieder nur von tallulah b. befinden sich in meiner schallplatten-sammlung und diese auf einer cd namens „why ever did they? hollywood stars at the microphone“. ich wüsste niemanden, der für die archivierung einer bankhead-sicherkeitskopie besser geeigneter wäre, als beispielsweise ich.
    was den ausbuchungsstand meiner veranstaltung angeht, so bin ich der meinung, dass alle reingelassen werden. verbot ist nur für eichhörnchen (wegen des strengen geruchs) und plagiateure. (zu diesem thema in kürze mehr). ob es „karten“ überhaupt geben wird, kann ich noch gar nicht sagen. der eintrittspreis, wenn man denn überhaupt von einem solchen sprechen kann, beläuft sich nämlich auf eine freiwillige spende von drei euro. und wer gerade keine drei euro hat, der darf umsonst.
    für den depressiven, großstadtveranstaltungen-meidenden freund e. empfehle ich die lektüre meines zweitblogs – batesmotel.twoday.net. dort wird sich eingehend mit vermeidungsstrategien und deren erfolg und misserfolg beschäftigt.
    ich freue mich auf ihr erscheinen und bedanke mich recht herzlich für die anerkennung!

    GD

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  6. Skurrile Waage

    REPLY:
    ob ich Sie dann künftig mit Frl. Schmitz anreden muss, erfahre ich ja in anderthalb Wochen und freue mich fleißig vor. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie im Jubel-Trubel des Erfolgs am besagten Dritten Nordlichter wahr- und Sicherheitskopien entgegennehmen können und biete deshalb zweierlei an:

    * Ich sende die CD gratis und franko an eine Postadresse Ihrer Wahl und Ihres Zugriffs.

    * Ich verkleinere deren Inhalt so lange, bis er, reduziert um Frequenzen jenseits des menschlichen Hörspektrums, in dieses neuartige Netz passt, von dem plötzlich alle sprechen. Ihr Zugriff, meine Wahl.

    Verdient haben Sie schon ob Ihrer mir zugänglichen Leistungen mehr als das. Und ich kenne Sie nicht einmal.

    Alle guten Wünsche von der Elbe an die Spree,
    Ihre Skurrile Waage.

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  7. brilliantic

    Das Buch ‚Valley of the dolls‘ ist übrigens auch sehr nett zu lesen – wenn man sich mit dem schwülstigen Stil angefreundet und mit der leicht seichten Art abgefunden hat, macht es wirklich Spass das zu lesen. Zumindestens trifft meiner Ansicht nach auf das englische Original zu.

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  8. glamourdick

    REPLY:
    nach betrachten des films habe ich es auch mal wieder herausgekramt. es macht sich ausgesprochen gut auf dem nachttisch. perfekter ginge nur mit einem fläschchen seconal daneben.

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