WILDER WESTEN

Nicht nur Baumfällungsbedingte Umwege erhöhen die Ortskenntnis (fast 20 Jahre Berlin und noch nie die Lützowstraße in ihrer kompletten Länge befahren), sondern das Beifahrertum auch die Kenntnis und Wertschätzung von Berlins Sehenswürdigkeiten und – vor allem: den hippen trendigen Schuppen, in denen man sieht und gesehen wird. Everybody goes to:

hollywood

Prominenz, Prominenz – Prominente überall. So z.B. auch Deutschlands beliebteste Damenimitatorin Mary, die mit ihrem Team nicht etwa im Hotel Berlin logiert, sondern, viel praktischer, direkt davor. Ihr Mobile Home hat Pritschen, und so muss sie nicht soviele Treppenstufen bewältigen („Im Lift kriegt sie immer Kreislauf“ vermutet Lucky.)

transibus

Nicht mobilfonfotografisch festgehalten: Wertheim, Kudamm. Das einzige Kaufhaus, das sich innerhalb von 15 Jahren nicht die Spur verändert hat. Nicht einmal die Schaufensterpuppen haben sie ausgetauscht. Wertheim liefert ein Berlin-Bild, das noch zu Pfitze und Mira gehört. Auch unangenehm auffällig – die unzähligen weiblichen enge-Jeans-mit-Applikation-tragenden Teenager mit Billg-Make-up, die in Herden durch die achtsam gestreuten H&Ms entlang Kudamm und Tauentziehn treiben, Haare zurückwerfend, seltsamen Geruch von Aggression und Taschengeldfrust verströmend. Überhaupt – seit wann ist wieder soviel los im Westen? und was sind das für Menschen, die man in Mitte, den Hainen und Bergen nicht zu Gesicht bekommt?

Noch weiter westlich, wo es fast schon nicht mehr Berlin ist, im Rahaus Landhaus.
„Haben Sie auch helle Tagesdecken?“
Der Verkäufer, der auf einem schlohweißen Fellimitat sitzt, das grundsätzlich schon den Tatbestand „helle Tagesdecke“ erfüllt:
„Nee. Hamwanich.“
Zur Strafe habe ich das hässliche Dutzend heller Tagesdecken aus den Regalen gezogen und im Gang liegenlassen.

Nach so einem Tagesausflug weiß man, was man an der Friedrichstraße und der Rosenthaler hat, wo die Jungs noch wuschlige Haare und alte Hosen haben und die Mädchen Naturlocken und blumige Tunikas (oder Tuniken?).

16 Gedanken zu „WILDER WESTEN

  1. Ultimonativ

    REPLY:
    Berliner Kommunikation von eben, auch Kudamm:

    „Könnten Sie mir bitte noch eine Tüte für meine Einkäufe geben?“ (Vier Artikel!)

    „Meinen Sie eine Tüte, wo das reinpasst?“

    *HIRN*

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  2. lore.berlin

    Dit is schon komisch, wenn man in Berlin unterwegs ist und so viele verschiedene Facetten sieht.

    Wenn ich mal in Steglitz bin, denke ich auch immer, ob die schon mal in Hellersdorf oder Marzahn waren ? Eine Stadt und doch liegen Welten dazwischen.

    Hier in Pankow gibt es Ecken die riechen noch so richtig nach Osten oder auch das Einwohnermeldeamt im P-Berg. Absolute Ostidylle. Kalte Schauer kreischen über meinen Rücken…

    Ham´wer nich, jibt´s nich, jibet aber überall…:)

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  3. glamourdick

    REPLY:
    tipptopphochschwangere frau in einem café in meiner nachbarschaft: „ich hätte gern einen milchkaffee, könnten Sie bitte mehr milch reintun statt kaffee?“
    kellnerin: „nö.“

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  4. blogger.de:kittykoma

    der berlin-tourist besteht m.E. aus drei untergruppen:
    ausländer und auf kulturbeflissene westdeutsche, die einschlägige informationsliteratur gelesen haben oder von freunden informiert sind. die verstopfen eher den osten.
    große und kleine provinzossis gehen auf den kudamm, weil sie die den westen sehen wollen. den osten kennen sie ja schon von den besuchen bei tante hildchen.
    konservative provinzwestler fahren alle fünf jahre mit dem kegelclub nach berlin, wohnen in einem steglitzer hotel, wollen das kadewe sehen und jenseits der mauer ist für sie immer noch sibirien. ihre taschengeldfrustigen kinder und enkel werden mit den gleichen busunternehmen transportiert.

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  5. pheerce

    seit wann sind sie eine mittetrietsche, herr glam? ich dachte, sie seien eher xbergmuschi?
    ich mag ja den westen: pfitze und mira, harald als chinarestaurantreklame, mülschkaffee der noch so heisst, bezirkliches smoothieverbot und an jeder ecke einen butter lindner. das ist das paradies.

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  6. glamourdick

    REPLY:
    ich bin keine mittezicke, aber manchmal braucht die kreuzbergmuschi auch schuhwerk und das finde ich sonst nirgends. (momentan nicht mal da, wenn man von den havaianas mal absieht.)
    die friedrichstraße liebe ich, seit man sie durchgehend befahren kann. insbesondere den abschnitt zwischen quartier 206 und dussmann. der kosmetikladen im departmentstore, den charmanten kleinen herrenbekleider im ug, schräg gegenüber von dom, gucci. ysl. die englischsprachige abteilung im hugendubel und natürlich dussmann inclusive „catherine´s“ wo die weltbeste kellnerin arbeitet.

    ich habe gestern nicht einen einzigen butter lindner gesehen. den gibts aber sogar in kreuzberg. mindstens zweimal!

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  7. brittbee

    glamest, pheerce tut doch nur so, der wohnt doch im zonenrandgebiet. ich halte es wie mit allen dingen: offen für alles bleiben, osten wie westen.

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  8. blogger.de:kittykoma

    REPLY:
    nee. und zu mary gehn sie auch nur, wenn sie mal richtich was erlehm wolln, ziehn den glitzerpullover an und das brennigkmeyer-sakko und sagen: solche leute aber auch, aber lustich isser.

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