Einen Sommer lang bin ich jeden Tag mindestens einmal an diesem riesigen Romy-Plakat vorbei gefahren. Schwarzweiß, sie lehnt über einem Tisch, Zigarette in der Hand und Schachtel vor sich, sieht völlig zerstört aus, gleichzeitig wunderschön, so wie das nur Romy, Marilyn und Kurt konnten. Alle anderen Plakatflächen der Stadt wurden in bravem Rhythmus überplakatiert, aber diese, verloren kurz hinter Moabit, blieb. Was mir ein Zeichen schien, denn ich arbeitete an einem Traumprojekt – ich hatte den Plan, eine Romy-CD zu veröffentlichen und die Plattenfirma im Rücken, diese Produktion zu finanzieren. Das war zu einer Zeit, als das Internet noch nicht besonders frequentiert war und man noch keine CDs selbst brannte sondern Musik noch analog konsumierte. Meine Cassette mit den gesammelten Werken Romys war einer meiner geschätztesten Besitze.
Die äußerst komplexen Rechte-Recherchen brachten mich u.a. an ein deutsches Filmmuseum, das eine Romy-Ausstellung vorbereitete. Zwei Tage vor Ausstellungseröffnung rief mich eine gepanikte Kuratorin endlich zurück. Sie hatte keine Informationen für mich, was die Rechte-Anfrage anging (außer dass die Franzosen wirklich der Horror seien, was Musik und Filmrechte der 70er anbelangt), aber im Chaos vor der Ausstellungseröffnung hatten sie ihre Tonaufnahmen verschusselt. Ob ich Abhilfe wüsste? Im Dienste einer großen Sache trennte ich mich von meinem Romy-Tape, nicht ohne eine mittlerweile kaputtgehörte Kopie anzufertigen. Sie können es sich denken – ich sah mein Tape nie wieder. Hörte es noch ein letztes Mal, als ich die Ausstellung besuchte, für die ich sogar meine Tickets selbst zahlen musste. Wegen der horriblen Franzosen ist die CD nie entstanden. Aber ich habe Erinnerungen an eine Autopanne, einen Abschlepp-LKW in dem ich mit Mann und Hund saß und ständig klingelte das Telefon und ich hatte Sätze zu sagen wie „Nein, die Romy-Situation ist noch nicht geklärt – bislang habe ich drei Fassungen „Chanson d´Hélène“ und etwas scheußliches Wienerisches. In der „Spaziergängerin“ ist sie synchronisiert worden.“ Das waren glamouröse Momente und jeder morgen, an dem ich das Romy-Plakat da oben, fast im Wedding, im Rückspiegel sah, war ebenfalls ein Tagesanfang, der Glanz und Würde besaß und daran hielt ich mich fest, wenn ich in den Kreisverkehr um die Siegessäule einbog, um dann über Brandenbruger Tor und Wilhelmstraße nach Kreuzberg weiterzufahren. Das war auch das Jahr, in dem ich Berlin das erste Mal als eine Stadt betrachtete, einfach nur, weil ich schrecklich oft durch den Osten fahren musste, weil der nun mal zwischen Kreuzberg und dem Wedding lag. Ähnlich wie im Falle Fassbinder sind mir über die Jahre immer wieder Menschen begegnet, die Romy gut kannten und ich bin mit mehr Wissen über sie versorgt, als mir lieb (und als publiziert) ist. So ist es einer meiner regrets, ihr nicht die Ehrfurcht einer CD erwiesen zu haben. Es war mir ein Anliegen.
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apropos biopic. letzte woche von einer hedy-lamarr-doku gelesen, die es leider nicht auf dvd gibt. vorgestern gezappt und bei arte in eben diese lamarr-doku reingeschaltet. leider in die letzten 10 minuten…
hab ich gesehen, aber bedauerlicherweis enicht aufgezeichnet. war wirklich schön. themenabend, oder? ach wees nich. aber das mit romy finde ich hart. wersollndiespielen?
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wahrscheinliche diese sterbenslangweilige sandra speichel. oder das herzsprungmädel. wenn sie zweimal in der hörzu waren müssen sie ja gleich immer talentär ausgeweidet werden. weil sie ja soooooo begabt und soooooooo charismatisch sind.
wenn ich erwachsen bin möchte ich gern die rolle der jenny elvers elbertzhagen in einem musical singen, spielen und line-dancen. auf eis. mit kabuki make up. i´ll do my own titwork, too.
drei romy biopics derzeit in arbeit. so viel kann ich gar nicht kotzen…
War das die Ausstellung 1998 in Potsdam ? Ich war damals mit Freunden dort, aber wirkliche Erinnerungen, nur die Jahreszahl blieb hängen, aufgrund anderer Ereignisse…, habe ich nicht mehr…traurig….
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yep. potsdam…