Wir kommen eine Stunde zu spät, gerade zum Ende der ersten Hälfte. Ich mach die Tür auf und eine subtropische, von Zigarettenrauch leider verschonte Dumpfwolke, die man eine halbe Stunde in der Mikrowelle erhitzt hat, stellt sich mir entgegen, mit Milchschaum. Ich suche den Raum ab nach bekannten Gesichtern und werde mehrfach fündig. Modeste, Schnittchen mit Gentleman, Engl mit Gentle Lady, der Don, Deef und noch ein paar, die mir schon mal über den Wege gelaufen sind. Schauen alle gebannt auf Ally Klein, die mit ihrer ziemlich einmaligen Stimme etwas zum Vortrag bringt, was den Raum erquickt, was bei diesem Klima auch wirklich notwendig ist. Mir ist das Klima entschieden zuviel, zumal ich zügig durch den Regen gelatscht bin, also geh ich nochmal kurz vor die Tür, zum Akklimatisieren. Und dann trifft mein Blick ein mich anlächelndes Gesicht und ich lächle zurück und frag mich, wer das wohl ist. Was sich dann wenige Minuten später erklärt, als der hübsche Mann zum Rauchen vor die Tür kommt. Meet Bomec. Live und in Farbe und in Topform. Bomec ist nicht wie in den Berichten die er schreibt. Bomec ist wie die Berichte die er schreibt. Pointiert. Zutreffend. Glasklar. Da. Analytisch. Und, mehr als das, humorvoll und outgoing. Er kann enthusiasmieren. Er bringt einen zum Mitlächeln, mitlachen. Ein großer Junge. My type of guy auf eine ganz unschuldige Art und Weise. Was jetzt nicht heißt, dass ich mich nicht verknallt hätte. Aber mehr so, dass ich ihn adoptieren würde, nicht ficken. Nicht dass er es nötig hätte, meinen Titel zu erben, eines Tages, er ist ja schon voller Epauletten und Orden auf seinem Kapuzenpulli und seiner Seite im Netz. Bomec schaut Ally beim Pinkeln zu, durch ein Prisma-Kuckloch und versichert uns, dass Ally nicht nur sehr schön schreibt und sehr schön vorliest sondern auch sehr hübsch pinkelt, sogar auf dem Kopf. Als ich Pinkeln gehe, versehe ich das Prisma mit einer Gardine, damit morgen nieman darüber schreiben kann, wie ich pinkele.
Die Pause ist erfreulich lang, aber längst nicht lang genug, um das Kennenlernen adäquat auszukosten.
In der zweiten Hälfte der Lesung stehe ich an der Bar, wo ich zwar die Vortragenden nicht sehen kann, aber das Publikum. Das irgendwie gut aussieht, wenn auch, meist in den weiblichen Fällen, sehr ernst. Und es sind, entgegen meiner Prognose, nicht nur Blogger. Oder es sind lauter Blogger, die ich nicht lese. Egal. Aber sie sehen okayish aus und ich bedauere kurz, nicht auch gelesen zu haben. Und dann schau ich dem Bomec zu, wie er den Lesenden zuschaut. 200% Aufmerksamkeit. Und dann ist die Lesung vorbei und es kann mit dem Kennenlernen weitergehn und mit Wodka und mit Balkanmusik und Deef kauft Zigaretten (ja, ich bin jetzt ein Partyraucher) für mich, man bringt mir auch Bier und weitere davon. Und bevor ich nach Hause wanke schmiegen wir uns brüderlich aneinander und jemand macht ein Foto von drei schwulen Bloggern (okay, einer ist bi) und es ist ein Handyfoto, vorbei die Zeit der Polaroids. Das Foto ist grainy und bunt und wir sehen alle drei sehr sehr schön darauf aus.
REPLY:
pusch it!
prismapinkeln. ich muss
dasmalversuchen!