A WHITE CHRISTMAS

Im Mai 1845 stachen zwei Schiffe der britischen Marine, die HMS Erebus und die HMS Terror, Richtung Norden in See. Unter der Leitung des Kapitäns Sir John Franklin sollten sie die Nord-West-Passage aufspüren und durchqueren, die im Hohen Norden den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Im Juli des gleichen Jahres wurden sie das letzte Mal gesehen. Ein im April 1848 datiertes Schriftstück hinterließen sie in einem Steinmal, bevor sie die im Eis gefangenen Schiffe aufgaben und sich auf den Landweg machten, eine etwa 350 km entfernte Siedlung zu erreichen. Sie kamen niemals an.

Dan Simmons nimmt sich der wahren Geschichte der gescheiterten Expedition an und gestaltet sie zum Roman, der von der ersten Seite an packt. Sprachlich hochwertig erzählt er die Geschichte aus den Perspektiven Franklins, seines Kollegen, dem Kapitätn Crozier und des Assistenzarztes Goodsir. Es ist gleichzeitig die Geschichte des Scheiterns einer zivilisatorischen Glanzleistung – die Schiffe sind ausgestattet mit Dampfmaschinen, Heizung und Vorräten, die das Überleben der Crew für mindestens drei Jahre sichern sollen – wie auch ein nackter Kampf ums Überleben. Die ersten Todesopfer gibt es schon im ersten Jahr. Man diagnostiziert Tuberkulose und Lungenentzündung. Erst 150 Jahre später, als die bestatteten Leichen exhumiert werden, entdecken Forscher im Blut der Männer einen extrem hohen Bleiwert. Es stellt sich heraus, dass die in großer Eile gefertigten Nahrungsmittelkonserven eine Innennaht hatten, aus der Blei in die Speisen drang, was die Mannschaft nicht nur extrem schwächte und ihr Leben bedrohte, sondern vermutlich auch Konzentrationsunfähigeit, gesteigerte Aggressivität und Halluzinationen zur Folge gehabt haben könnte. So erscheint der Titel, den Dan Simmons für seinen Epos wählte vielschichtiger, als man auf den ersten Blick meinen könnte und so scheint es nicht unpassend, das Werk, das den Namen „The Terror“ trägt, im Horror-Genre anzusiedeln.

Sollte Ihnen noch ein Weinhachtsgeschenk fehlen, dann eilen Sie in die nächste Buchhandlung und kaufen Sie sich gleich ein zweites Exemplar für Sie selbst. It´s the closest thing to a white christmas you´re likely to get.

3 Gedanken zu „A WHITE CHRISTMAS

  1. Modeste

    Oh, das hört sich gut an. Enge, Wut und irgendwann fremdartige Bilder, kurz vorm Nichts. Ich habe Samstag eigentlich Bücher für die Weihnachtsfeiertage gekauft, aber vielleicht lege ich noch mal nach.

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