FROM BEGINNING TO END oder UM UNSERE LIEBE ZU VERSTEHEN, MÜSSTE SICH DIE WELT AUF DEN KOPF STELLEN

„Do Comeco ao Fim“ also endlich. Die erste Hälfte hatte ich mir schon im Netz angeschaut, aber Portugiesisch ohne Untertitel – ich resignierte (es handelt sich um eine brasilianische Produktion). Hätte ich nicht müssen. Dieser Film ist so klein (im besten Sinne), die Geschichte so simpel, dass ich auch ohne Dialoge hätte verstehen können. Die Handlung ist so sparsam gehalten, weil die Botschaft, die der Film verkündet so quasi-skandalös ist. Und weil die Interaktion der beiden Protagonisten von einer Bildgewalt ist, von einer Schönheit, die einem den Atem raubt. Mehr braucht es nicht.

Story: zwei Halbbrüder wachsen in einer glücklichen sorglosen Patchworkfamilie auf. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Bindung, die auch die Pubertät überlebt. Als die gemeinsame Mutter stirbt und der Vater den beiden das Haus überlässt, ist das erste was sie machen, sich auszuziehen, zu betrachten und in den Arm zu nehmen. Sie leben eine glückliche romantische und sexuelle Beziehung und zweifeln diese auch nicht an. Sie wissen, dass sie ein großes Tabu brechen, aber dieses Tabu ist nichts im Vergleich zu der Liebe, die sie für einander empfinden. Als Thomas, der jüngere der beiden, ein Angebot erhält, als Schwimmer für die Olympiade zu trainieren – in Russland – bleibt Francisco in Brasilien zurück und experimentiert mit anderen Formen von Beziehung, Sex und Partnerschaft. Glücklich wird er dabei nicht. Das Ende des Films ist zwangsläufig und ebenso unspektakulär wie die gesamte Handlung. Es passt einfach.

Der Verdienst dieses Films: über die selbstverständliche, zwangsläufige und hochgradisch ästhetische Umsetzung des Verlaufs der Beziehung der Halbbrüder wird ein großes Tabu thematisiert, ein etwas kleineres – das der Homosexualität – ganz anschmiegsam und zart untergeschoben. Was die Männer da machen und erleben ist so schön, das man es nicht anfechten kann. Und am Ende verspürt man nicht einmal den leisesten Hauch der Beklemmung darüber, dass es sich um Geschwister handelt. Wenn ich länger drüber nachdenke – diesen Hauch gibt es an keiner Stelle im Film. Dazu sind die Charaktere zu sorgsam und ausgiebig eingeführt (die erwachsenen Brüder erleben wir erst nach 40 Minuten). Dennoch ist „From Beginning to End“ kein Plädoyer für den Inzest, sondern eines für die Liebe.

Übrigens wieder ein Film, der der Edition Salzgeber, wo er besser aufgehoben gewesen wäre, durch die Lappen gegangen ist. Die hatten sich schon die „Peter Berlin Story“ und „Were the World mine“ entgehen lassen. Es wäre an der Zeit, dass die Pro Fun Media, bei der er nun gelandet ist, ein Premium-Label für anspruchsvollere Unterhaltung etabliert, um gute Ware von den schrottigen Billigfilmchen abzugrenzen, die dort ebenfalls vertrieben werden.

Machen Sie besser die schreckliche Musik weg. Den Trailer ohne Musik, stattdessen mit Dialogfetzen aus dem Film, habe ich leider nicht online gefunden.

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