ARISTO-TV and ROSE´S (RE)TURN

Eigentlich ist „Downton Abbey“ die perfekte Serie, um sie mit den Eltern anzuschauen. Nicht zu aufregend, nicht zu sexy, nicht zu rasant. Dass sie trotzdem spannend ist, ergibt sich aus der Fallhöhe der Personenkonstellation – und die erinnert stark an eine Lieblingsserie meiner Kindheit: „Upstairs, downstairs“ („Das Haus am Eaton Place“), in der ebenfalls das Schicksal einer upper class Familie dem ihrer Dienstboten gegenübergestellt wurde. „Antiquiert“, könnte man urteilen, oder, vielleicht noch böser „nostalgisch“, aber ehrlich gesagt handelt es sich schlicht und ergreifend um aufwändig produziertes Feelgood-Fernsehen, dargestellt von Schauspielern, die ihre Rollen liebevoll gestalten und sich in Sets bewegen, die dem Auge gut tun.

April 1912. Der Nachfolger des Earl of Grantham (Hugh Bonneville), den die Tochter desselbigen zwecks Erhaltung des Familienbesitzes zu heiraten verordnet war, geht mit der Titanic unter (oder doch nicht?). Next in line ist ein Cousin dritten Grades, der sich als Arzt seine Lebensunterhalt verdient. Die Familie wähnt ihren Besitz schwinden und muss sich wohl oder übel mit dem zukünftigen Earl (und dessen Mutter) arrangieren. Dies fällt zunächst allen schwer. Zeitgleich stellt der Earl einen neuen Butler ein, einen ehemaligen Militär-Kameraden, der aufgrund einer Beinverletzung nicht wirklich für den Job geeignet zu sein scheint und sich gegenüber der restlichen Dienerschaft durchsetzen muss. Insbesondere der intrigante und tückische (und schwule und attraktive) Hausdiener Thomas macht ihm das Leben zur Hölle. Dann wären da noch Maggie Smith als dragonische Matriarchin, Elizabeth McGovern als amerikanische Gattin des Earl, sowie drei Töchter – die mutige Hübsche, die unhübsche Verschlagene, die knospende Suffragette, und natürlich der Rest der Dienerschaft: eine erblindende Köchin, eine dumme Haushaltshilfe (2010 heißt Ruby nun Daisy), und noch paar Gestalten, die alle recht gut mit storylines* versehen sind.

In der ersten halben Stunde denkt man noch – wer ist jetzt eigentlich wer und verliert ein wenig den Überblick, doch schon ab Folge 2 ist man mit der Cast vertraut – und das ist der Verdienst klaren Schreibens, insbesondere, was Charakter-Zeichnung angeht, routinierter Inszenierung und virtuosen Spiels aller Beteiligter.

„Downton Abbey“ ist nach „Brideshead revisited“ die erfolgreichste in der Historie angesiedelte TV-Serie Englands. „Upstairs, downstairs“ ist 2010 neu aufgelegt worden, die DVD erscheint im Februar:

Ich bin neugierig. (I missed Jean Marsh and my heart skipped a beat, seeing her in the trailer.)

* Die storylines lesen sich banal, aber es ist dramaturgisch so ähnlich verpackt wie in „Prison Break“, wo Michael Scofield in der ersten Episode eine Schraube sieht, die er gebrauchen kann, in der zweiten sich an die Schraube heranbewegt und in der dritten die Schraube ergattern kann. „Hausdiener stiehlt Rotwein“ hört sich jetzt erstmal völlig unspektakulär an, aber, verwoben in die anderen über- und untergeordneten Stränge, ist der Rotweindiebstahl dann schon wieder brisant.

3 Gedanken zu „ARISTO-TV and ROSE´S (RE)TURN

  1. walküre

    Dermaßen sorgfältig ausgestattete Serien sind leider selten geworden, und bei Ihrer Bemerkung bezüglich der Storylines denke ich sofort an britisches Understatement. Was nützt atemlose Action, wenn gute Darsteller dabei untergehen, weil sie dem Tempo geopfert werden ?

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  2. sjule

    Vielen Dank für den Tip, Folge 4 ist gerade vorbei und man kann sich nicht sattsehen!
    Lachen („Entschuldigung, was sind Wochenenden?“) und weinen (dieser hinkende Butler, die Head-Housemaid…) Herrlich!!!

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