THE ROAD TO ASHBY HOUSE: AN AGENT CALLS

Ich hatte einen Anfang, das Ende, einen üppigen Fundus aus Hollywood-Mystery-History, zwei Lieder, wovon eines den Rahmen herstellte, das andere das Herzstück des Romans bildete und – und es fällt schwer, zu beurteilen, welche der Zutaten die wichtigste war – eine Heldin. Wie? Kein schwuler Roman? Nein, denn ich wollte einen Roman schreiben und keine Autobiographie.
Ein veröffentlichter Blogger-Kollege fragte mich einst bestürzt: „Wieso schreibst Du bloß einen Schauerroman, Glam? Warum nichts Richtiges?“
Meine Antwort war ein zitroniges Lächeln. Realität bilde ich im Blog ab, aber ich wollte ein Buch schreiben, das ich mir dann vielleicht eines Tages mal als Film anschauen würde können. Etwas Buntes, Fantastisches, keinen Berliner Januar, sondern etwas, das einen den Berliner Januar vergessen lässt. Ein bisschen Eskapismus, aber nicht ohne Substanz, also mehr (Coppola´s) Dracula und weniger Twilight. Vielleicht eine Art Dracula light, aber ohne Vampire. Mit einer rothaarigen Antiheldin, die man eigentlich nicht mögen darf, aber irgendwie kriegt sie einen trotzdem rum.
Und, um nicht als Closet-Homo rüber zu kommen: die erste Sex-Szene ist man-on-man-action, deshalb wollte ich auch nicht, dass meine Mutter das Manuskript auf ihrer Geburtstagsfeier ihren Freundinnen zeigt, Arschfick und Kaffee-Tafel, man muss das lernen, zu trennen. In gewissen Kreisen.

2005 also war die erste Fassung von „Ashby House“ fertig. Probeleser Strike, die amerikanische Nachbarin und Frank Burkhard hatten wichtige Kritikpunkte geliefert, die in der weiteren Bearbeitung Berücksichtigung fanden. Ich drückte ein Exposé meiner damaligen Agentur in die Hand ud bekam ein paar Monate später einen Zettel mit den Namen der Verlage, die das Buch abgelehnt hatten. „Ashby House“ legte sich in einer Schublade in einen Winterschlaf, der 5 Jahre dauern sollte. Wenn ich mich nicht irre, aber ich kann es nicht beschwören, stand auf der Liste auch der Name des Verlags, der sich ein paar Jahre und Überarbeitungen später für das Buch entschieden hat.

Im September 2009 bekam ich eine Email, von der jeder literarisch ambitionierte Blogger träumt. Svealena Kutschke, die damals in der Agentur Simon arbeitete, hatte sich ein paar Blogs angeschaut, festgelesen und eine namhafte Bloggerin und mich kontaktiert. Wir trafen uns in einem Café am Paul-Lincke-Ufer.
Ich war instantly begeistert von der Frau mit den Louise Brooks-Haaren, und dem quietschgelben Trench. Ketterauchend saßen wir in der Spätsommersonne und tranken Milchkaffee.
Ob ich mir denn vorstellen könne, ein Buch-Projekt zu realisieren.

Damals gab es in der Tat den Plan für ein Buch – eine Zusammenarbeit mit mehreren Bloggerinnen und Bloggern, eine Art prosaisches Großstadtgedicht, zusammengestellt aus den Blogs von der Spreepiratin, Bomec, Airen, Lucky Strike, Tod Spango, Frau Fragmente und Glamourdick. Ich hatte bereits ein copy-and-paste-Exposé gebastelt, in dem ich unsere Texte gegen und miteinander schaltete. Ich hatte große Freude daran, aber zwei Dinge sprachen damals gegen das Buch: die Veröffentlichung von Airens „Strobo“ stand kurz bevor, somit waren seine Texte bereits bei einem anderen Verlag, und dann war da der unglückliche Nimbus des Bloggers-an-sich. Blogger können keine Journalisten sein und Autoren schon gar nicht. Damals war ein Blogger NUR ein Blogger, egal wie gut oder schlecht, die Blogsphäre galt als ein Kosmos für Nerds, etwas Beachtenswertes würde dort nicht entstehen können.
„Und sonst so ? Haben Sie vielleicht schon etwas in der Schublade?“
„Tja. Da wäre mein Ausflug in die Welt des Neo-Gothic.“

Zwei Wochen später bekomme ich einen Anruf.
„Also ich finde „Ashby House“ fantastisch, aber ich musste noch die Meinung meiner Kollegin abwarten. Und die kam eben mit dem Manuskript und einem breiten Grinsen ins Zimmer.“

2 Gedanken zu „THE ROAD TO ASHBY HOUSE: AN AGENT CALLS

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