FRÜHLINGS ERWACHEN

Hier im Trendkiez schließen die neuen Läden ja so schnell, wie sie geöffnet haben. Deshalb macht es keinen Sinn, sich dort zu verabreden. Man kann das höchstens als Formel ausmachen. „Wir treffen uns auf der Reichenberger im dritten Laden von oben, der trashige Seesel draußen stehn hat“. Oder man geht gleich gemeinsam los, wie das Skailight und ich gestern. Auf der Friedelstraße gibt es ja ein amerikanische Backwaren verkaufendes Café mit einer blauen Tür, das heiß wie ein Puff. Dort sind wir nicht hin, denn die Sonne war auf der anderen Seite. So setzten wir uns ins Major, genau so lang wie man für ein Frühstück braucht und bis die Mittagssonne hinterm Haus verschwand. Weiter ging es dann, mit der Sonne im Rücken, auf die Reichenberger, ins Dreiraum, das einfach am Hübschesten und Buntesten war, ein Farbklecks mit Südausrichtung, dort blieben wir in der Sonne sitzen und betrachteten Flaneure. Für äußerst wenig Geld tranken wir dort einen erfrischenden Silvaner und wurden umhegt und gepflegt von bezauberndem Personal. Dann holte uns Herr Strike in seinem feuerroten Luckymobil ab und wir schauten uns die „Hunger Games“ an. Ein Film, mit dem man Kindern sehr gut Gewalt nahebringt, da sie irgendwie ganz unbrutal gefilmt ist. Es ist wie mit Alkopops. Wenn Du was Süßes beimischst, hast du die Klientel am Haken. Die Hauptdarstellerin schaute immer etwas verbrämt, aber das liegt möglicherweise an ihren Schlupflidern. Ich hätte viel lieber die großartige Kaya Scodelario in der Rolle gesehen.

Wenn man schon mal am Potsdamer Platz ist, kann man das Billy Wilder nicht auslassen. Die Cocktails sind unique, insbesondere die Eigenkreationen, allen voran der „Love in the afternoon“, eine deliziöse roséfarbene Komposition aus Rhabarber und Vanille. Und danach waren wir hungrig, und weil man dort so gut bedient wird, endete der Abend dann im Gorgonzola-Club.

Nach so vielen unterschiedlichen Eindrücken – ich habe die Balkonbetrachtungen ausgelassen, vielleicht ein anderes Mal – hatte ich äußerst lebhafte, verworrene Träume. Aber das ist ja auch kein Wunder, wenn mit einem Schlag das Berliner Frühlingsprogramm einsetzt und man nicht mehr nur von der Arbeit nach Hause und vom Bett an den Schreibtisch tapert und sich die Welt einem wieder öffnet. War schön.

5 Gedanken zu „FRÜHLINGS ERWACHEN

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