Wenn man sich mit jemandem verabredet, den man ca 25 Jahre nicht gesehen hat, dann ist es ziemlich wagemutig, das Treffen für 14.00 Uhr anzusetzen, immerhin 6 Stunden, bis die andere lang verlorene Freundin und die Freundin, die uns damals zusammenbrachte, ca 1986, dazu kommen. Die Vermutung war aber, ganz bauchtechnisch, dass wir uns auch jetzt noch dies und das zu erzählen haben würden. Und so holte ich Marion vom Bus ab und es dauerte keine Stunde, bis ich das erste Mal ihr Lachen wiederhörte, das, das einen so ganz besonderen Klang hat, eine Melodie, und das so ansteckt und in mir auch ein Lachen auslöst – nicht ganz so melodisch; mehr, wie wenn man einen Eber auskitzelt – und die 25 Jahre waren nur noch eine völlig irrelevante Zahl (die zwischen 24 und 26). Wir schwangen auf einer gemeinsamen Frequenz. Diese wurde am Abend dann um zwei Lachen aufgestockt und weiter harmonisiert. Iris kenne ich seit ich 14 bin, Martina kamm zwei Jahre später in mein Leben. Ein Zusammentreffen, für das ich auf einen meiner liebsten Sommertermine, das Autorenfest meiner Agentur, verzichtet hatte. Um halb vier Uhr morgens blieb dann Martina und crashte auf der Couch, so dass wir dann noch den Vormittag für uns hatten, um uns dann aber noch zum späten Frühstück zu den anderen ins Café am Neuen See zu setzen.
Wenn man auf eine Vergangenheit zurückblickt, die Zeit zwischen ca 16 und 22, in der man mit den anderen um die Häuser gezogen ist, in der Musik unser Leben bestimmte, aber auch die Schönheit der Jugend uns geschenkt war, dann bleibt es nicht aus, dass man sich, die 50 zirkulierend, mit dem Alterungsprozess und seinen Auswirkungen befasst.
„Ich schau mir manchmal hässliche Leute an, auf der Straße, und bekomme Mitleid. Aber dann sehe ich – die haben vielleicht auch einen Partner und Familie, die sie liebt und dann sag ich mir, dass mein Altern auch nicht so schlimm sein kann, auch wenn die Schönheit weg ist und auch nicht wieder herstellbar.“
„Ja,“ sagt Marion da ganz richtig, „aber es ist doch schön, dass wir darauf zurückblicken können.“
Das Schönste allerdings an diesem Wochenende war, dass die Harmonie und der Humor, den wir schon als Teens und Twens hatten, keine Minute gealtert ist. Wir vier in einem Raum bedeutet noch immer, dass uns nichts fehlt. Das ist die beste Rückversicherung dafür, dass das Altern einem nicht vollständig etwas anhaben kann.